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Warum die meisten NEV keine BEV sind: E-Auto-Statistik in China

Kommt es im Gespräch mit Managern europäischer Autohersteller zum Thema Elektroauto-Markt, haben alle sofort die entsprechenden Zahlen zur Hand. Wie hoch der Anteil von Modellen mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) am Gesamtmarkt im Norden Europas ist, wie niedrig in den meisten südlichen Ländern und wie sich die Zuwachsraten zuletzt entwickelt haben.

Ergibt sich - egal ob im Small-Talk oder als Frage bei offiziellen Präsentationen – das idente Thema mit chinesischen Automanagern, erntet man zunächst meist Unverständnis. Vor allem dann, wenn man sich nicht mit der aus dem Handgelenk hingeworfenen Zahl über den Marktanteil von elektrifizierten Modellen zufrieden gibt.

Sondern reine Elektroautos meint.

Die für China wichtigste Kenngröße sind nämlich die sogenannten NEV (New Energy Vehicle). Diese werden vom Staat gefördert und sind im Straßenverkehr durch grüne Nummerntafeln erkennbar. Allerdings werden dazu eben nicht nur BEV (Battery Electric Vehicle), sondern auch Autos mit Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV) gezählt. Und die haben zwar Elektromotoren und Batterien an Bord, kombinieren diese aber bekanntlich mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren.

Um die Zahlen für reine E-Autos zu bekommen, müssen selbst die täglich mit dem Automarkt beschäftigten chinesischen Manager erst nachfragen bzw. Tabellenkalkulationen auf ihren Smartphones bemühen. Mit dem Ergebnis, dass reine BEV nur für ungefähr die Hälfte der für NEV-Modelle ausgewiesenen Zahlen verantwortlich sind. Auch wenn sich dieses Verhältnis weiter zu Gunsten der E-Autos verschiebt, machen sie also weiterhin nur einen Teil der offiziell ausgewiesenen Zahlen für New Energy Vehicle aus.

Anders gesagt: Der Marktanteil von E-Autos, die keinen zusätzlichen Verbrennungsmotor an Bord haben, lag bisher mit rund 15 % weitgehend auf europäischem Niveau (EU im Vorjahr 12 %, Österreich knapp 16 %).

Dass der Anteil aller elektrifizierten Modelle gemeinsam (also den NEV) in China im Steigen ist und im Vorjahr bei rund 33 % lag, kommt in der europäischen Diskussion aber meist als Argument für die dadurch angeblich belegte, um so viel stärkere Marktdurchdringung von Elektroautos in China an.

Dahinter steht aber der Vergleich von chinesischen Äpfeln (NEV) mit europäischen Birnen (BEV). Das wird entweder wissend in Kauf genommen (wenn es der eigenen Argumentation hilft), oder ohne schlechte Absicht eben einfach so weitergegeben, wie man es ständig zu lesen und hören bekommt.

Was die europäische Selbstgeißelung befeuert, man habe gegen die E-Auto-Macht China ohnehin schon verloren, weil die technische Entwicklung auf diesem Gebiet verschlafen wurde.

Und blendet Fakten aus, wie etwa das kürzlich von dem chinesischen Autokonzern Geely mit Renault gegründete Gemeinschaftsunternehmen zur Entwicklung moderner Verbrennungsmotoren. Welche die Chinesen nicht nur für jene Länder der Welt brauchen werden, in denen die Elektromobilität noch länger nicht ankommen wird.

Sondern auch, um Modelle mit Plug-in-Hybrid-Antrieben am Heimmarkt versorgen zu können.

Die dort weiterhin als NEV gelten – und bei uns als E-Autos wahrgenommen werden.