Warum BYD ein Werk in Europa will und Cupra aus China importiert
Von Horst Bauer
Beide Marken stellen neue Elektro-Modelle ins Rampenlicht. Beide wollen auf dem zu Elektromobilität verpflichteten europäischen Markt punkten. Und beide haben noch keine lange Geschichte als Autohersteller.
Demgemäß bemühen sich sowohl Cupra, erfolgreiche Abspaltung von Seat aus dem VW-Konzern, als auch BYD, Marktführer in China bei Plug-in-Hybriden und erfolgreicher Batterie-Hersteller, die jeweiligen neuen Modelle den europäischen Fachmedien mit entsprechendem Aufwand vorzustellen. Wobei sich dieser nicht auf die Auswahl der Hotels oder einer möglichst schicken Destination für solche Vorab-Präsentationen in kleinem Kreis bezieht, sondern auf die Zeit, die von den Top-Managern und Entwicklungschefs in diese Treffen investiert wird.
So wollte es der Zufall, dass zuletzt sowohl die Cupra-Chefetage als auch die Führung der neu etablierten Europa-Zentrale von BYD unabhängig voneinander in die Nähe von Barcelona baten.
Seat-CEO Wayne Griffiths und seinem Entwicklungsvorstand Werner Tietz ging es darum, tiefere technische und wirtschaftliche Einblicke in das Projekt Cupra Tavascan zu geben, als dies bei einer Veranstaltung wie der in Berlin zelebrierten Weltpremiere des künftigen Elektro-Topmodells von Cupra möglich ist.
BYD-Europachef Michael Shu und seine Marketing und PR-Direktorin Penny Peng wollten die Qualitäten der kommenden Modelle Dolphin und Seal ins rechte Licht rücken und deren Erfolgsaussichten durch direktes Feedback von der europäischen Fachpresse ausloten.
Spannend wurde es in beiden Fällen, als es im informellen Gespräch um das Thema Produktion ging.
Mister Shu machte kein Hehl aus seiner Überzeugung, man müsse Autos letztlich dort bauen, wo sie auch verkauft werden, will man auf dem Markt erfolgreich sein. Dass die aktuell in einigen europäischen Ländern - wie in Österreich - bereits angebotenen Modelle aus China importiert werden müssen, sei nur ein Übergangsszenario. Bereits demnächst werde man entscheiden, wo in Europa BYD ein Werk errichten werde. Dass Mr. Shu zu dem Treffen bei Barcelona über Wien angereist war, dürfte demnach nicht nur an einem Besuch im bereits bestehenden Werk der Bus-Sparte des Konzerns in Ungarn gelegen haben.
Wayne Griffiths hingegen hat als Seat-Chef zwar Zugriff auf das eigene Werk in Martorell bei Barcelona, dort ist aber kein Platz für die Produktion des Tavascan. Das Werk vor der Haustür ist schlicht ausgelastet mit Aufträgen aus dem VW-Konzern. So wird der in Barcelona entwickelte und designte Cupra Tavascan zum ersten Modell der Marke, das in China gebaut werden wird. Also recht weit weg von dem Markt, für den er hauptsächlich bestimmt ist. Denn in China selbst wird er nicht verkauft werden. Dort ist Cupra nämlich gar nicht vertreten.
Obwohl man mit der Produktion vor Ort an sich eine der wichtigsten Bedingungen für einen Markteintritt erfüllen würde.
Folgt man der Strategie von BYD für die Etablierung in Europa.