Wirtschaft in der Geisterbahn
Von Martina Salomon
Ohne Steuerberater durchblickt kein Selbstständiger mehr das Vorschriftendickicht.
über das Wirtschaftspaket der Regierung
Man muss nicht, wie die "Junge Wirtschaft" am Mittwoch, in die Geisterbahn gehen, um drastisch vorzuführen, wie es vielen heimischen Unternehmen geht. Immerhin verspricht die Regierung mit einem Wirtschaftspaket Besserung: Unterstützung für Start-ups, Reform der Gewerbeordnung – beides gut und wichtig. Hoffen wir also, dass das jetzt ein Startschuss für noch viel, viel mehr war, damit Unternehmensgründer (aber auch alteingesessene Firmen) nicht ins Ausland vertrieben werden.
Dazu zählt eine radikale Entbürokratisierung – ohne Steuerberater durchblickt ja niemand mehr das Vorschriftendickicht. Dass behördliche Kontrollen immer öfter die Grenze zur Schikane überschreiten, ist ebenso ein Problem: Das "Amt" darf ruhig mehr Partner und weniger strafender Übervater sein, der wegen Bagatellen verhindert, dass ein Betrieb überhaupt aufsperren darf. Wollen wir außerdem weiterhin hinnehmen, dass die Sozialversicherungsbürokratie Firmen in Konkurs treibt? Nicht zuletzt haben Unternehmen immer öfter Probleme, ihre offenen Stellen mit motiviertem Personal zu besetzen. Und wenn die Wirtschaftskammer zu Recht ihre Finger in Wunden legt, dann sollte sie nicht vergessen, dass auch in ihrem Bereich noch Reformbedarf besteht, etwa bei Mehrfach-Mitgliedsbeiträgen.
Nein, natürlich sind nicht alle Unternehmer Heilige. Darunter finden sich auch Gesetzesbrecher, Steuerhinterzieher und Despoten, die Mitarbeiter schlecht behandeln. Das politische Klima der vergangenen Jahre war allerdings darauf ausgerichtet, alle Selbstständigen unter diesen Verdacht zu stellen. Wenn sich daran nichts ändert, werden wir unser Arbeitslosenproblem nie lösen.