Von Quereinsteigern und Unbedarften
Vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel für die Fußball-EM präsentiert der Trainer der Nationalmannschaft einen neuen Spieler. Als Torwart, sagt er bei einer großen Pressekonferenz, habe er diesmal einen Quereinsteiger nominiert. Seine Qualifikation? Der Spieler habe sich viele Jahre als Sportreporter verdient gemacht. Die fußballinteressierte Öffentlichkeit wäre mäßig begeistert. Zu Recht.
Nicht mehr als ein Gedankenexperiment, zugegeben. Und doch nahe an der Realität. Während sie in kaum einer anderen Profession auf Begeisterung stoßen würden – wer ließe sich schon von einem spontan quereinsteigenden Piloten ans Urlaubsziel bringen? –, betreten die Quereinsteiger vor der Nationalratswahl wieder unter großem Applaus die Bühne.
Vor allem die Grünen setzen auf sie. Die Partei vergab beim gestrigen Bundeskongress den zweiten und dritten Platz auf der Bundesliste an Neulinge. Leonore Gewessler, Chefin von "Global 2000", steht auf dem zweiten Platz. Dahinter folgt Journalistin Sibylle Hamann, die sich gleich einmal auf der Bühne unbedarft für eine Wehrpflicht für Frauen aussprach.
Beide fielen in der Vergangenheit maximal dadurch auf, von außen Ratschläge in die politische Arena zu werfen, ohne sich selbst darin beweisen zu müssen. Vielleicht bereiten sich die Grünen damit ja schon auf weitere Jahre in der Opposition vor. Vielleicht lässt sich Werner Kogler aber auch von vergangenen ÖVP-Erfolgen in die Irre leiten. Kogler kopiert die Strategie, die Sebastian Kurz im Jahr 2017 fuhr.
Dass Quereinsteiger Stimmen bringen, wenn sie bekannt genug sind (Wer kennt eigentlich Leonore Gewessler?), ist belegbar. Dass die wenigsten nach der Wahl halten, was sie versprachen, auch. (Die ÖVP-Abgeordneten Kira Grünberg und Rudolf Taschner müssen wir für diese Argumentation nicht extra bemühen.)
Kogler muss hoffen, dass die angeblich intellektuellen Grün-Wähler nicht bemerken, dass "Quereinsteiger" nur ein Euphemismus für "Laien" ist. Dass die Wähler die Veteranen, die sich um die Grünen verdient gemacht haben und die reihenweise absagten, nicht vermissen. Und dass die Wähler auch der Meinung sind, dass Abgeordnete wenig mehr können müssen, als im richtigen Moment die Hand zu heben. Schade, welches Bild von den Profis im Polit-Betrieb vermittelt wird, wenn man denkt, sie so ersetzen zu können.
Übrigens: Wie das Match der Mannschaft in unserem Gedankenexperiment ausgeht, lässt sich nur erahnen. Was aber passieren kann, wenn man ein Team aus Unbedarften zusammenstellt, darf Kogler – übrigens selbst passionierter Fußball-Fan – bei der zerfallenden Liste von Peter Pilz gerade live begutachten.