Super Papa: Heiligsprechung des Mindestmaßes
Von Diana Dauer
Da schau her. Es ist der Vater, der das Kind im Kindergarten abliefert. Manchmal sogar abholt. Wir tun so, als wäre ein Mann, der weiß, was zu tun ist, wenn das Baby Koliken hat oder wie die Volksschullehrerin mit Vornamen heißt, ein Gottesgeschenk für die Mutter-gewordene Frauenwelt.
Die bloße physische Anwesenheit des Papas reicht oft, um bei vielen ehrliche Gefühle der Rührung auszulösen und laut Beifall zu klatschen. Begleitet wird das Spektakel „Wenn der Papa das Kind von der Schule holt“ vom obligatorischen Kopf auf die Seiten kippen des schier ungläubigen Umfeldes und dem Urteil: „Der macht so viel. Mit dem Mann hat Frau echt ein Glück.“
Mindestmaß als Superkraft
Falsch. Der quasi heiliggesprochene Pater familias macht damit das Mindestmaß. Und mehr nicht. Der Qualitäts- und Leistungsanspruch an den Vater liegt Kilometer unter dem für Mütter. Wie oft benutzen wir den Ausdruck Karrieremann für Väter, die trotz der Geburt eines Kindes die Arbeitszeit nicht verkürzen? Nie. Oder den Ausdruck Familienmutter, für Frauen, die Karriere hinter die Kinder anstellt?
Der Beiname Karrierefrau wird Frauen, die trotz Kind Vollzeitarbeiten und daher vielleicht auch mal eine Tanzaufführung verpassen, aber mit einem bitterbösen Lippenkräuseln verliehen.
Glück hat die Mutter eher, wenn der Pater familias tatsächlich Partner ist – egal, ob die Eltern ein Paar sind oder getrennt. Es wäre angebracht, „gute“ Väter neben ihrer emotionalen Fähigkeit, Papa zu sein, daran zu messen, ob sie nach einem Papa-Monat Elternteilzeit nehmen, ob sie Pensionskürzungen, Gehaltseinbußen und Karriere-Stagnation in Kauf nehmen. Alles nahezu Automatismen, wenn Frau gebärt. Während sich für viele Kindesväter lediglich ein Zwischenstopp am Arbeitsweg einschiebt. Der Papa-Monat kann nicht der Gipfel des männlichen Feminismus sein.