Väter: Zeit für neue Forderungen
Von Andrea Hlinka
Beim Elternabend meiner Erstklässlerin Anfang September waren rund zehn Väter anwesend. Sie plagten sich in Hemd und Anzughose auf den kleinen Kindersesseln, genauso wie die Mütter. Sie versteckten sich nicht hinter ihren Handys, als würde sie das alles nichts angehen. Sie folgten den Worten der Lehrerin und stellten Fragen. Weil man an die Menschen glauben muss, nimmt man an, dass diese Fragen nicht im Auftrag der Mütter gestellt wurden.
Nur Frauen im Klassenzimmer
In den 1980er und 1990er-Jahren, so weiß ich als Kind einer Volksschullehrerin, war das Bild ein völlig anderes. Kein Mann, nur Frauen im Klassenzimmer. Seither hat sich die Rolle der Männer, die Kinder im betreuungspflichtigen Alter haben, stark verändert. Väter in gewissen sozioökonomischen Verhältnissen wollen das Leben ihrer Kinder intensiv begleiten.
Männer besser bezahlt
Glaubt man einer Studie vom österreichischen Familienbund, sind es sogar 80 Prozent, die mehr Zeit mit ihren Familien und Kindern verbringen wollen. Das ist die Theorie. Praktisch gehen nur zwei von zehn Vätern in Karenz. Die Gründe für diese Diskrepanz sind zahlreich: Männer sind in besser bezahlten Branchen und kriegen auch in gleicher Position mehr bezahlt als Frauen. Und es hat sich in Firmen noch nicht etabliert, dass Männer länger als zwei Monate in Karenz gehen.
Arbeitsmarkt ändert sich
Doch weil sich gerade alles gefühlt schneller dreht als gewohnt und sich der Arbeitsmarkt zugunsten der Mitarbeitenden entwickelt, wie man hört, könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, neue Forderungen zu stellen und ein neues Rollenbild zu etablieren: Männer – auch in Führungspositionen – gehen in Teilzeit, so wie es seit vielen Jahrzehnten Frauen tun. Es wäre spannend zu sehen, welche Folgen das hätte.