Meinung

Sommerschluss im Festspiel-Disneyland

Das hat wahrlich etwas von Disneyland.

Georg Leyrer
über Politiker, die sich im Glanz der Sommerkultur sonnen.

„Das Disneyland der Musik“, nannte die New York Times die Salzburger Festspiele jüngst; und sie trifft damit einen wunden Punkt im Kulturleben der Kulturnation: Wie der Besuch im Disneyland ist das sommerliche Kulturangebot ein Luxus, mit dem man – Politiker wie Besucher – gerne prahlt. Unterm Jahr ist dann alles andere plötzlich wieder wichtiger.

In allen Winkeln des Landes werden Sommer für Sommer Sitzreihen aufgestellt und, vor möglichst schönem Hintergrund, Bühnen errichtet. Es herrscht Hochgedränge in Oper, Theater, Konzert und die Menschen drängen zurück: 30 Millionen Euro wurden allein für Tickets bei den Salzburger Festspielen ausgegeben. Am Schluss freuen sich die Touristiker, in den Bilanzen findet sich alljährlich Rekordträchtiges, und die Politiker baden im Glanz der Kultur.

Das hat wahrlich etwas von Disneyland.

Pünktlich zu Schulbeginn wird alles wieder eingemottet: Die Kultur wird – da kann sie noch so gut sein – erneut zur Nebensache, ein Termin unter vielen. Die Aufmerksamkeit wendet sich anderem zu: Wahlkampf statt Wagner, Staatsoperette statt Staatsoper. Es ist keine gewagte Prognose, dass – allen Lippenbekenntnissen zum Trotz – die Kultur bei der Wahl keine Rolle spielen wird.

Derweil gibt es für die Menschen, die ohnehin ins Konzert, ins Theater oder in die Oper gehen, wieder Konzerte, Theater- und Opernaufführungen; die anderen werden kaum erreicht. Wo man im Sommer oft wie ein Bittsteller um Karten kämpfen muss, gibt es im Herbst neuerdings sogar beliebig viel Volkstheater zum Flatratepreis. Disneyland hat Winterpause. Und nach dem nächsten Sommer feiern wir uns wieder als Kulturland.