Sie schaffen das – auch ohne zweites Frauenvolksbegehren
Von Martina Salomon
Die einzigen die Unterstützung brauchen, sind unterdrückte Frauen aus armen Migrantenfamilien.
über das Frauenvolksbegehren.
Der Girls’ Day fand vergangenen Donnerstag auch im KURIER statt. In der Redaktionskonferenz diskutierten wir mit vifen Mädchen, die selbstbewusst ihre Meinung vertraten – selbst wenn sie jener des Chefredakteurs widersprach. Man hätte wetten wollen, dass gleichaltrige (14/15-jährige) Burschen kaum so keck ihren Mund aufgemacht hätten.
Fühlen sich die "Girls" irgendwo diskriminiert? Bei der Frage (die ihnen ohne männliche Zuhörer gestellt wird) schauen sie zunächst ratlos, eine meint: "Bei uns in der Schule sind eigentlich eher die Buben benachteiligt." Eine andere ergänzt: "Aber vielleicht später?"
Nein, diese Generation braucht keine Wiederauflage des Frauenvolksbegehrens. Und bis sie selbst Kinder haben, ist vielleicht auch das heimische Schulwesen endlich darauf eingestellt, dass beide Elternteile berufstätig sind.
Die einzigen, die unsere Unterstützung brauchen, sind unterdrückte Frauen aus armen Migrantenfamilien: die aus ihren Heimatdörfern nach Österreich geholt werden, um mit Männern verheiratet zu werden, die sie kaum kennen. Der KURIER brachte kürzlich ein bedrückendes Interview mit einer Türkin: "Ich soll zu Hause kochen und putzen und auf keinen Fall einen Deutschkurs besuchen oder eine Ausbildung beginnen." Ihre Befreiung muss ein wichtiges frauenpolitisches Anliegen sein.
Und man sollte hinhören, wenn Lehrerinnen berichten, dass die männlichen "Prinzen" aus diesen Kreisen daheim Narrenfreiheit genießen, während die Mädchen gehorchen müssen. Werden sie auch als Erwachsene kuschen müssen und nur ein Ziel haben dürfen: nämlich möglichst viele Buben zu gebären in der "Heimat großer Töchter, Söhne"?
Männliche Chef-Etagen
Auch für alle anderen Frauen ist es trotz (inflationärer) Gender-Schwerpunkte, Töchtertage, Frauenquoten und anderer Bevorzugungen (Scheidungs- und Pensionsrecht, Wehrpflicht) nicht so, dass bereits alles paletti wäre. Die Männer-Netzwerke sind noch immer stark. Frauenlose Führungsetagen und Podiumsdiskussionen vermitteln selbst heute noch den Eindruck: "It’s a man’s world." Männer verkaufen ihre Leistungen meist besser, ergreifen Karrierechancen unerschrockener und haben noch immer Aufholbedarf bei ihrem Anteil an der Familienarbeit.
Und, ja, Frauen werden oft kleiner gemacht. Wer mit der Arbeit der Wiener Vizebürgermeisterin unzufrieden ist, schimpft sie in Verballhornung ihres Namens "Vassilakuh". Wer die Kolumnen einer Chefredakteurin ablehnt, nennt sie "Chefsekretärin". Einer gestandenen Frau, die eine Unterwäsche-Werbung als sexistisch kritisiert (auf deren kalkulierte Provokation man allerdings nicht hereinfallen sollte), wird Missgunst unterstellt, weil ihre Figur der künstlichen Idealform fotogeshoppter Jung-"Häschen" nicht entspricht.
Kaum Frauensolidarität
Solche miesen Beleidigungen gehen übrigens keineswegs nur von Männern aus. Mit der Frauensolidarität ist es meist nicht weit her. Denn, eh klar: "Frau sein allein ist noch kein Programm." Wir kennen das aus einem längst verjährten Präsidentschaftswahlkampf.
Auch die jungen Mädchen, die am Donnerstag in Unternehmen reinschnupperten, werden noch auf solche Widerstände stoßen. Aber so wie die gestrickt sind, schaffen sie das schon.