Wenn einer wichtiger ist als Millionen
Bezieht sich der Name Servus TV etwa nicht nur auf den lieben Gruß?
über Servus TV und Politik
Servus TV stellt den Sendebetrieb ein – ewig schad’. Servus TV stellt den Sendebetrieb doch nicht ein – o namenlose Freude.
Der Sender, der über Umwege so viel bewirkt hat, weil er Qualitätsfernsehen wieder salonfähig machte, überrascht also weiterhin – nicht nur wegen seines recht chaotischen Programmschemas.
Die Ankündigung von Dietrich Mateschitz, den Aus-Knopf zu drücken, war erfolgt, weil ein Betriebsrat gegründet werden sollte. Sofort tauchte die Frage auf: Bezieht sich der Name Servus TV etwa nicht nur auf den lieben Gruß? Greift er gar etymologisch ganz bewusst auch auf den lateinischen servus (zu deutsch: der Sklave, der Knecht) zurück?
Als die meisten Mitarbeiter schön brav bekundeten, einen Betriebsrat eh abzulehnen, kam der Rückzug vom Rückzug. Ein riesengroßer Marketing-Schmäh also? Oder nur der Beweis, wie sehr Geld die Welt regiert?
Jedenfalls wird der Wahrheitsgehalt eines Satzes, den man aus dem innersten Kreis des Senders hören konnte, wieder bestätigt: Es ist leichter, Programm für eine Million zu machen, als für einen (Mateschitz).
Fernbedienung
Womit wir direkt bei Politik und Muskelspielen wären. Ist es die Aufgabe eines Parteichefs, wenn er nicht per Fernbedienung abgedreht werden will, alles zur Zufriedenheit eines Landeshauptmannes zu unternehmen? Oder nicht doch, ein Programm (sofern man ein solches hat) umzusetzen? Das gilt für die SPÖ ebenso wie für die ÖVP. Und sollte der Mann in Blau in die Hofburg gewählt werden, darf man davon ausgehen, dass auch dort letztlich Politik für den Einen gemacht wird.
Konkret zum Kanzler: Muss er alles tun, um Subchefs wie etwa den obersten Burgenländer zu befrieden, der durch seine regionale Koalition eine ideologische Abmachung gebrochen hat, was der eigenen Partei zuletzt im ersten Wahlgang definitiv nicht nützte? Ist ein Slalomkurs der Partei mit Einfädlern nicht vorprogrammiert, wenn plötzlich alle glauben, Einzelinteressen verfolgen zu müssen? Wäre es nicht bedeutend sinnvoller, sich zunächst einmal auf ein gemeinsames Zukunftsprojekt zu einigen und erst danach über Personen zu sprechen?
An der Spitze der ehemaligen Großparteien passiert genau das, was bei Bestellungen im Kulturbereich zurecht immer wieder als Vorwurf erhoben wird: Dass vor allem über Namen diskutiert wird statt über Inhalte.
Daher haben es Kandidaten wie Irmgard Griss leicht, wenn sie eine "neue Politik" versprechen. Wie die dann konkret aussieht, muss ja im Ernstfall nicht bewiesen werden. Und wenn man beharrlich nachfragt, wie es denn nun weitergehe mit der sogenannten Bewegung, beziehungsweise wem sie selbst bei der Stichwahl am 22. Mai ihre Stimme geben werde, erntet man nahezu Empörung, warum denn das von Belang sei.
Nein, es ist für mündige Bürger nicht von Belang, wen Griss wählt. Aber es hätte gerade für eine Newcomerin eine Logik, nicht eigenes Kalkül über Klarheit zu stellen. So sieht nämlich neue Politik sofort ganz alt aus.