Meinung

Optimismus trotz Streiks und Schummelautos

Die Gewerkschaft spielt das Lied „genug ist nie genug“.

Dr. Martina Salomon
über das deutsche Wirtschaftswunder

Wie machen das die Deutschen bloß? 90 Prozent der Handwerksbetriebe sind bester Stimmung und blicken optimistisch in die Zukunft, zeigt eine Konjunkturumfrage. Dabei gibt’s Probleme, wohin das Auge reicht: eine Flüchtlingskrise, die sich zur fetten Regierungskrise auswächst, Schummel-Autos, Streiks, Abschreibungen bei der Deutsche Bank.

Für die gute Stimmung sprechen dennoch ein paar handfeste Gründe: Die Deutschen haben bei der Pensionsreform ihre Hausaufgaben gemacht, auch wenn das teils wieder aufgeweicht wurde. Es gab schmerzhafte Reformen im Arbeits- und Sozialbereich (Hartz IV). Beim Budget wurde sogar ein Überschuss erzielt. Während in Österreich ein Arbeitslosenrekord den anderen jagt, ist dieser Wert in Deutschland so niedrig wie lange nicht. Das liegt auch an der Demografie (weniger Junge) und an deutlich weniger Arbeits-Einpendlern. Im Großraum Wien sind Tausende Slowenen, Slowaken, Ungarn, Bulgaren auf dem Arbeitsmarkt. Der Druck wird sich durch die Neu-Einwanderer verschärfen. In Deutschland hingegen hofft man, sie bald einsetzen zu können. Nicht zuletzt boomt die Konsumgüterindustrie, wo Deutschland gut ist (etwa bei Autos). Während der Bereich der Investitionsgüter, wo Österreich top ist (Maschinenanlagen, Liftbau) eher schwächelt.

Der heimische Pessimismus hat auch psychologische Gründe. Die Steuerreform war Gift für das Unternehmer-Gemüt. Sie fühlen sich zur (Registrier-)Kasse gebeten. Gleichzeitig spielt die Gewerkschaft das Lied "genug ist nie genug". Leistung? Zählt nicht. Der Weg zurück in Richtung Optimismus und Wachstumspfad wird schwer. Leider ist er noch nicht einmal in Ansätzen erkennbar.

martina.salomon@kurier.at