Im olympischen Zoo
Sie selbst finden das 'awesome', alle anderen eher albern.
über US-Journalisten in Rio
Olympische Spiele sind ein gigantischer Zoo. Zu bestaunen sind Restbestände einer beinahe schon ausgestorben geglaubten Spezies: jener der Journalisten.
In Rio treten sie neuerdings in Horden oder Schwärmen auf. Besonders hartnäckig sind jene aus den USA. Die sind (wie ihre schwimmenden, turnenden oder weitspringenden Wirte, von denen sie sich drei Wochen lang ernähren) in der Mehrheit bei Olympia. Unterteilen lässt sich dieses Massenphänomen in zwei Hauptgattungen:
Gattung Nummer eins gehört zur berichtenden Zunft des Nationalen Olympischen Komitees der USA, das allein 40 (!) Pressesprecher nach Brasilien ausschwärmen ließ. Alle Alphatiere im Rudel aus Zu- und Verarbeitern in den Bereichen Social Media, Marketing und Sponsor-Betreuung. Um die Dimension zu erkennen: Österreich hat(te) 71 Athleten in Rio.
Besagtes Rudel aus Nordamerika tritt nicht nur selbstbewusst und stolz auf, sondern hat auch eine einheitliche Tarnung: hellbraune Stoffhose, blaues Oberteil und dazu farblich passende Sportschuhe. Sie selbst finden das "awesome", alle anderen eher albern.
Evolutionär entwickelt hat sich an den Ohren der US-Leitwölfe eine Freisprecheinrichtung fürs Handy. Die coolen Ohrstecker sind freilich längst nicht mehr nötig, da jene Alphatiere in einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstherrlichkeit kommunizieren – im Pressezentrum (kein Problem!), im Shuttlebus (wenn’s sein muss!), im Klo (geh, bitte!).
Alles oder nichts!
Kommen wir zu Gattung Nummer zwei. Die ist nicht minder selbstbewusst, sieht sie sich doch an oberster Stelle der Nahrungskette im Informationsuniversum. Die Rede ist vom US-Mediengiganten NBC, der der Hauptgeldgeber des Internationalen Olympischen Komitees ist. Der TV-Sender zahlte zuletzt 4,38 Milliarden Dollar an das IOC und wird bis 2032 weitere 7,75 Milliarden überweisen. Dafür verlangt NBC ... ALLES.
Die späten, aber US-freundlichen Finalstartzeiten der Schwimmbewerbe hat man bereits diktiert. Das Eintauchen um ein Uhr früh ist nicht gerade ideal für jene Brasilianer, die ins Stadion gehen (wollen). Donald Trump würde nun vielleicht sagen: Die hackeln doch eh nix!
Auch gern bestimmt hätte NBC die Eröffnung. Weil die offizielle Olympia-Sprache in Rio Portugiesisch ist und die Vereinigten Staaten daher Estados Unidos heißen, kam Team USA früh einmarschiert. Zu früh für den Sender, der fürchtete, dass viele nach dem "E" umschalten.
Genügsamer sind die Österreicher. Der Mehrheit reicht es, dabei zu sein und im Österreich-Haus Schnitzel zu essen. Bestimmt wird nichts, nur ein bisserl gejammert – weil es keine Preiselbeeren gibt.