Wirte jammern, Gäste stöhnen – und lassen sich nicht gerne über den Tisch ziehen
Von Marco Weise
Nach dem die Brau Union, Österreichs größtes Brauereiunternehmen, Mitte Jänner die Bierpreise für die Gastronomie um 9,5 Prozent erhöht hat, wurden über Nacht die Preise in der Getränkekarte ausgebessert – oft nur notdürftig überklebt bzw. einfach durchgestrichen. Ein (gezapftes) Krügerl, das vor der Erhöhung schon arge 4,80 € gekostet hat, trinkt man mittlerweile für 5,40 €. Aber noch sind viele Wiener Lokale und Bars gut gefüllt – dort ist es immerhin (noch) schön warm.
Von einer vollen Hütte kann das kürzlich eröffnete Lil' Italy im 15. Bezirk aber nur träumen. Dabei handelt es sich um die Ausweitung eines angeblichen „Erfolgskonzepts“, das in der Kärntner Straße bereits gut funktioniere. Fragt sich nur, warum eigentlich? Vielleicht deshalb, weil dort die Touristenfalle zuschnappt? Dass man in der Wiener Innenstadt für eine 08/15-Pizza-Margherita (ohne Büffelmozzarella) locker 11 Euro zahlen muss, ist meistens der Lage geschuldet. Wer im 15. Bezirk das Gleiche dafür verlangt, ist mutig. Vor allem dann, wann man sich ansieht, wie traurig das Lokal eingerichtet wurde: Die Klischee-Bilder an den Wänden stammen wohl vom Gastro-Großhändler. Immerhin gelang die Pizza ganz ordentlich. Das dazu bestellte Olivenöl, ich tunke den dicken Pizzarand gerne darin ein, war aber ein wässriger Witz. Kein Olivenöl.
Dass es viele Gastrobetriebe aufgrund der Preissteigerung (wer soll das bezahlen?) und des Personalmangels (wer soll das servieren?) gerade nicht einfach haben, ist nachvollziehbar. Oft sind Gastronomen aber auch selbst schuld, wenn Gäste ausbleiben: falsches Konzept, schlechtes Essen, elendiges Service. Niemand wird gerne über den Wirtshaustisch gezogen – das war vor der Teuerung so und ist bei den derzeitigen Preisen noch viel weniger der Fall. Also sollte Wirt sich, bevor er jammert, immer auch selbst hinterfragen.