Von Radwegen, Hundegackerln und Pensionisten-Hundertern zum Austeilen
Von Julia Schrenk
Den schlimmsten Leserbrief, den ich je bekommen habe, schrieb ein Mann aus St. Pölten. Eine Kolumne über einen Radweg im Waldviertel empörte ihn so sehr, dass er mir in einem mit Schreibmaschine verfassten (und handschriftlich verzierten) Brief riet, „rasch durchzuradeln“, wenn ich auf diesem Radweg unterwegs sei, denn „wenn Sie zu lange Halt machen dort, kann es sein, dass aus den umliegenden Wäldern so manch roher Bursche hervorspringt“ und mich „gründlich abfotzt“. Wenn er mich dann „Rotz und Wasser heulend“ vorfinde, würde er „völlig ungerührt weiterfahren“.
Gezeichnet mit vollem Namen und Adresse und einer Fußnote: „Übrigens, boshafte Weiber kriegen besonders oft einen Brustkrebs“.
Wenn (junge) Frauen ihre Meinung sagen, noch dazu mit Foto in der Zeitung, können sie sich oft etwas anhören, wie es so schön heißt. Auch wenn’s nur um Radwege geht. Den Brief aus St. Pölten erhielt ich 2015, seitdem habe ich mit Pausen wöchentlich, früher auch alle zwei Wochen, eine Kolumne geschrieben. Post von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, kam oft – und Gott sei Dank nie mehr so untergriffig und drohend wie eingangs beschrieben.
Die meisten Leserbriefe trudelten zu zwei ganz anders gelagerten Themen ein: 2016 schlug ich einen Hunderter für die Jungen vor. Damals bekamen die Pensionisten 100 Euro als „Beitrag zur Kaufkraftstärkung“, wie es hieß. Daran, dass junge Menschen auch selten im Geld schwimmen, hatte niemand gedacht.
Und heuer hat Sie besonders die Hundekot-Kolumne zum Leserbriefschreiben animiert. Die Gackerl-Problematik hält die Wienerinnen und Wiener halt noch immer in Atem, auch wenn es schon viel besser geworden ist, wie ich von Ihnen weiß.
Mit dieser Kolumne, meiner letzten für den KURIER, bedanke ich mich für den regen Austausch über die Jahre.
Für mich ist es jetzt Zeit für eine Veränderung – auch an meinen Freitagen.