Von "Knallköpfen" und "Klima-Klebern"
Von Marco Weise
Bevor sich wieder niemand mehr erinnern kann, das Thema vom Tisch gewischt wird, möchte ich an dieser Stelle noch einmal über die Silvester-Knallerei reden. Ich weiß, das Schießen von Krachern ist hierzulande eine der Lieblingsbeschäftigungen von (jungen) Männern. Die Betonung liegt auf Männer, denn Frauen spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle.
Auch ich habe als Teenager vieles darangesetzt, in den Besitz einer 100er-Packung „Piraten“ zu kommen, obwohl mir das meine Eltern verboten haben. Gebracht hat es freilich wenig. Denn das Zeug bekommt man hierzulande an jeder Ecke um sehr wenig Geld. Also bin ich mit meinen Böllern durch die Straßen gezogen und habe sie am liebsten in den Kanal geworfen (um die Wirkung, den Knall zu verstärken). Schon damals gab es (zum Glück nicht in meinem Umfeld) abgerissene Finger, Fleischwunden, Gehörschäden und Tote. Daran hat sich seit über 25 Jahren nichts geändert. Auch bei diesem Jahreswechsel wurden wieder Menschen aufgrund von (zu früh explodierenden) „Bomben“ mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert oder sind an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben. Hunde sind nachhaltig verstört. Da fragt man sich schon: Warum muss sich das jedes Jahr wiederholen? Warum wird diesen „Knallköpfen“ seitens der Polizei, der Politik weniger Aufmerksamkeit geschenkt als zum Beispiel den aktuellen „Klima-Klebern“?
Letztere bewerfen wenigstens niemanden mit Böllern, sondern kleben sich bloß selbst mit Superkleber auf die Straße oder ziehen mit Farbe durchs Museum. Okay, das ist auch nicht sonderlich smart und kann auch gefährlich sein. Aber immerhin geht es dabei um die Zukunft – und gegen den Klimawandel. Ein weggeworfener Böller bringt hingegen nur Lärm, Feinstaubbelastung, Müll – und kostet Menschenleben. Jahr für Jahr. Das sollte man nicht vergessen.