Warum Unkraut gut in den Garten passt
Wo sind sie geblieben? Früher wollte man die Insekten loswerden. Die waren vielleicht lästig. Wer das Licht an und die Tür am Abend offenließ, hatte das Malheur. „Tür zu oder Licht aus“, hallte es durch das Haus.
Oder die Windschutzscheibe des Autos, nach der Fahrt auf der Autobahn: total verdreckt. Die Menschen haben es fast geschafft, sehr viele Insekten sind weg. Ein Grund dafür ist die Unkraut- und damit Lebensgrundlagenvernichtung für das Getier. Oder die Monokulturen. Jetzt wird das Bewusstsein, wie wichtig Insekten sind, wieder größer. Samen für Wildblumen, für Unkraut, werden verschenkt, verkauft (die Abteilungen in den Blumenmärkten werden immer größer), gesät. Es gibt kaum eine Hochzeit ohne Wiesenblumenmischung. Das ist gut. In Österreich sei die Situation der Insekten stabil, ist das Ergebnis einer Studie des Landwirtschaftsministeriums. Damit ist das Insektensterben aber noch nicht abgesagt. Die Extensivierung der Landwirtschaft muss gefördert werden und auch im Garten muss es bunter werden.
Gstettn statt Grauen. „Nützlingsmagnet“ steht auf der Samenbox geschrieben. Das zieht an. Den Boden vorbereiten, aufstreuen, warten. Die Samenbomben für das Guerilla-Gardening werden in die Töpfe geschmissen. Nur ein wenig Geduld, bis es sprießt. Besser eine Gstettn als einen Garten des Grauens, der aus Kiesel, Beton, Carport und nochmals Kiesel besteht.
Brennpunkt. Der schlechte Ruf des Unkrauts soll sich durch eine Umbenennung ein wenig verbessern. Beikraut wird als neutraler Name ins Spiel gebracht. Manchmal ist Un- auch ein Heilkraut oder eine Zutat für ein Supperl. Brennnessel n sind so eine Pflanze. Schmetterlinge mögen sie übrigens auch. Für 50 Arten sind sie im Raupenstadium eine Nahrungsquelle. Und so schließt sich der Kreis. Was niemand mochte, wird jetzt gebraucht. Und das dringend.