Sie bäckt, macht sich hübsch, ordnet sich unter: Auch das ist 2023
Beziehungen. In sozialen Netzwerken stolpert unsereins manchmal unbedarft über Dinge, die kaum zu glauben sind. Ich tippe und wische kürzlich auf dem Handy herum, als mir ein Foto einer backenden Frau samt Text angezeigt wird: „Mein Mann muss keinen Finger im Haushalt rühren.“. Bäääm, ich klicke sofort.
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Steht das da wirklich? Mir tut sich ein Paralleluniversum mit gar nicht wenig Followern und weiteren Profilen in dieser Kategorie auf. Unter #traditionalgenderroles, #traditionellefrau oder #weiblichkeitleben werden Glaubenssätze verbreitet, die kurios sein könnten, wären sie nicht so gefährlich.
Aufhübschen für den Mann
Da draußen gibt es anscheinend Frauen, und gar nicht so wenige, die folgende Aussagen mit einem Herz, also ihrer Zustimmung, belohnen: „Hübsch’ dich für deinen Mann auf, wenn er nach Hause kommt“, „Liebe Frauen, lasst es nicht zu, dass das Verhalten eures Mannes euch stört“ oder am schlimmsten: „Warum du nicht nur S** mit deinem Ehemann haben solltest, wenn du dich danach fühlst.“ Wir können ausschreiben, worum es dabei geht: Um Sex - ohne Sternchen -, der ertragen und ausgehalten wird. Um dem Mann einen Gefallen zu tun.
Jede Frau soll ihr Leben so gestalten (können), wie sie es für gut und richtig hält. Was aber in diesem Fall beim Mitlesen wehtut, ist die Akzeptanz eines extremen Machtgefälles. Beziehungen auf Augenhöhe sehen anders aus, ganz anders. Von der Nullversorgung im Falle einer Trennung, von der schwierigen Rückkehr in den Beruf nach vielen Jahren zu Hause, von finanziellen Einbußen im Alter kann ich hier gar nicht anfangen.
Was können wir tun? Vermutlich wenig, diese Einstellungen sind einzementiert. Was immer geht: Reden, nachfragen, diskutieren und andere Modelle vorleben.