Gar nicht pipifein
Von Katharina Salzer
Freiluft-Vorstellung. Es könnte sich um selektive Wahrnehmung handeln, oder doch um eine Modeerscheinung bei Männern. Einige scheinen derzeit gerne im öffentlichen Raum zu pinkeln. Pfui. Drei junge Männer konnten sich unlängst beim Naturhistorischen Museum in Wien nicht zurückhalten. Sie suchten sich die Mauer als Pissoir aus. Ein etwas älterer Herr schaffte es in Puchberg (NÖ) nicht mehr aufs maximal fünf Minuten entfernte Häusl des Bahnhofs. Er wählte einen Baum an einer viel befahrenen Kreuzung, um sich zu erleichtern. Ganz ungeniert. Die Liste lässt sich fortsetzen.
„Kloaken-Pinkel-Müll-Anlage“. Dass sich Menschen nicht zusammenreißen können, bis sie eine Toilette gefunden haben, hat auch ein Besucher im Schlosspark in Schönbrunn festgestellt – und auf einem Zettel festgehalten. Dieser klebte vor Kurzem auf einer Parkbank (siehe Bild), Wald und Wiese seien keine „Kloaken-Pinkel-Müll-Anlage“.
Toilette-Fehler? Schreckt der manchmal verhängte Eintritt von 50 Cent davon ab, eine öffentliche Bedürfnisanstalt aufzusuchen oder der Zustand der Klos (der wäre eine andere Geschichte wert)? Oft siegen wohl die Faulheit und die Bequemlichkeit. Gar nicht pipifein. Wie kommen die anderen dazu, diejenigen, die im Fall der Fälle 50 Cent zahlen und sich aufs grausliche Klo begeben? Die Ecken, die die Freiluftpinkler wählen – etwa am Donaukanal – stinken zum Himmel.
Der Klo-Finder. Falls es einmal pressieren sollte: Smartphone-Besitzer – und das sind ja wohl die meisten – können das nächste Klo auch via Apps oder auf der Homepage der Stadt Wien finden. Übrigens gibt es für Männer in Wien mehr Pissoirs als für Frauen Toiletten. Sie hätten es also viel leichter.