Radieschen beim Wachsen zuschauen (von oben)
Von Katharina Salzer
Zerstreuung. Es gibt Tätigkeiten, von denen Ablenkung nottut. Staubsaugen ist zum Beispiel so eine. Man sollte als ersten Schritt den Staubsauger ins Wohnzimmer schleppen. Ziel ist es, dem Freund eine Freude zu machen. Weil er diese Arbeit eigentlich immer übernimmt. Doch leider geht unten im Garten eine Katze vorbei, also genauer gesagt, der Kater, der überall hinsch..., wo man es nicht braucht. Er muss dringend beobachtet werden, um gegebenenfalls einschreiten zu können. Einschreiten ist nicht notwendig, aber Staubsaugen eigentlich auch nicht. Zumindest nicht gleich.
Ungeduld. Davor scheint es wichtiger, den Radieschen beim Wachsen zuzuschauen (von oben). Im Augenblick tun sie das langsam, weil es kühl war. Die Beobachtungen dauern also. „Du bist wie der Karlsson vom Dach“, sagt der Freund in seiner Pause vom Staubsaugen. Der kleine Mann in Astrid Lindgrens Kinderbuch schaut bald nach dem Einsetzen eines Pfirsichkerns nach, ob schon eine Pflanze gewachsen ist. Ist sie nicht. Geduld ist halt schwierig, wenn jede Frucht essenstechnisch schon verplant ist.
Beobachtung. Zurück zur willkommenen Ablenkung: Beim Lauftraining, wenn die Lust die Sportlerin verlassen hat, ist in den Parks immer etwas zu finden, das gut anzuschauen ist. Schlafende Enten können durchaus spannend sein. Zumindest sind sie lieb. Und man muss ja stehen bleiben, um sie, wenn nötig, vor den Füchsen zu warnen, die man immer wieder trifft. Wie aber soll man sich motivieren, flott seine Runden zu ziehen? Ein Tipp, der immer wieder kommt: „Verabreden Sie sich mit einem Freund zum Laufen.“ Gesagt, getan. „Hast du die Maus gesehen?“, sagt der und wird viel langsamer. Nein, aber man kann ja ein bisserl schauen, ob sie wieder zurückkommt.