Pssst! Die Sauna ist kein Kaffeehaus
Von Marco Weise
Ruhe! Die Welt ist wunderschön. Das muss auch mal gesagt werden. Es gibt nämlich nicht nur Krisen, Kriege, Viren, hängende Köpfe, korrupte Politiker, Inflation, das große und kleine Gejammere, sondern zum Glück auch immer wieder Spaß und Freude, Ruhe und Leichtigkeit. Finden lässt sich das alles aber nicht in einem Überraschungsei, oder dann, wenn man eine Versicherung abschließt, wie einem die Werbung gerne verspricht. Fündig wird man derzeit auch nicht im Burgtheater. Dort warten nämlich bloß „Dämonen“ auf einen. Der (unaufführbare?) Dostojewski-Roman in der Vier-Stunden-Marathon-Bühnenfassung von Johan Simons ist zwar optisch (Bühne, Kostüm) gut gemacht, schauspielerisch mit Minichmayr, Ofczarek und Happel großartig besetzt, aber länger als bis zur Pause (Erlösung nach rund zwei Stunden) habe ich es nicht geschafft.
Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, die Welt ist wunderschön. Man muss nur danach Ausschau halten. Aber wo? Suchen sie erst gar nicht auf Ihrem Smartphone danach. Schauen Sie lieber aus dem Fenster, zur Abwechslung mal Ihren Partner, Ihre Partnerin an, reden Sie miteinander, hören Sie zu, oder beobachten Sie von mir aus die anderen, wie sie angestrengt ins Handy schauen. Oder gehen Sie einfach in die Sauna. Dort wird nur eines: geschwitzt. Eine der letzten Ruheoasen. Wobei auch dort vermehrt geplappert wird. Merksatz: Die Sauna ist kein Kaffeehaus! Was interessiert mich das ganze Blablabla über Weihnachtskeks-Rezepte und Feiertagsplanungen. Und weghören geht nicht, Kopfhörer kann man sich auch nur schwer aufsetzen. Man ist diesem Geschwätz also ausgeliefert. Dagegen hilft entweder nur ein Pssst!, die Flucht nach vorne oder eben ein mächtiger Aufguss – bevorzugt mit Zirbe (das Öl und nicht der Schnaps). Danach kehrt meistens Ruhe ein.