Nicht jeder Nieser läutet den Weltuntergang ein
Diese Blicke im Bus. Dieses Naserümpfen unter der Maske im Supermarkt. Dieses Augenbrauenhochziehen im Wartezimmer. Wehe, jemandem kommt derzeit ein Huster, Nieser oder ein anderes ungebührliches Geräusch aus, das auf eine Covid-Infektion hindeuten könnte!
Es ist verständlich, dass wir in den vergangenen zwei Jahren alle unentspannt geworden sind. Ich sehe es an mir selbst: Klagt eines der Kinder über leichte Halsschmerzen, wird sofort der Nasenbohrer-Test ausgepackt. Ist der nicht positiv, sind wir alle erstaunt und beinahe am Rätseln, was das denn sonst noch sein könnte.
Ignorant & ekelig
Und ja, es gibt da draußen viele Menschen, die noch immer nicht kapiert haben, wie man eine Maske trägt (nicht auf der Stirn, nicht auf dem Kinn, nicht über dem rechten oder linken Ohr, nicht über den Augen), dass es eine Armbeuge gibt, in die man husten und ein Taschentuch, in das man niesen kann. Das ist ignorant und ekelig und nervt alle rundum.
Eine gewisse Hysterie im Umgang mit verdächtigen Körpergeräuschen ist also durchaus verständlich. Aber irgendwann müssen wir uns auch alle wieder einkriegen. Nicht jeder Huster, nicht jedes Schniefen, nicht jedes laute Schnäuzen bringt gleich wieder die Covid-Pestilenz unters Volk. Es ist Frühling. Es gibt Menschen, gar nicht wenige, die niesen, weil sie eine Allergie haben. Es gibt solche, die niesen, wenn die Sonne die Nase kitzelt. Dann gibt es noch die, die niesen, weil sie halt einfach niesen. Und so etwas wie stinknormale Verkühlungen sind bis dato auch nicht ausgestorben. Töten wir also arme Menschen, die öffentlich Erkältungsgeräusche von sich geben, nicht mit Blicken. Wer weiß: Vielleicht sind Sie ja der nächste, der im Zug laut „Hatschi!“ prusten muss!