Die leere Stadt genießen, bevor das große Gewusel wieder beginnt
Schön langsam strömen die Ameisen wieder haufenweise zurück in den Bau. Mit Ameisen meine ich dieses Mal die Bewohnerinnen und Bewohner von Österreichs großen Städten. Wenn es weihnachtet, wuselt diese Spezies nämlich in Scharen aus. Aufs Land und auf die Berge.
Was sich dann auftut, ist ein angenehmer Zustand der Weite an Plätzen, an denen sonst alles eng, oft zu eng ist.
Oase zum Luftholen
Es entsteht ein besonderes Gefühl für die Stadt, in der man sich im Hamsterrad durch den Alltag schiebt und drängelt, immer auf der Suche nach der Lücke im Getümmel, nach dem letzten freien Sitzplatz oder der kleinen Oase zum Luftholen. Wer in den vergangenen zwei Wochen in Wien, Linz, Graz und/oder Salzburg unterwegs war, weiß, was ich meine.
Was plötzlich alles geht
Spontanes Abendessen im Lieblingslokal, in dem man sonst immer zwei Wochen vorher reservieren muss? Kein Problem, wo möchten Sie sitzen?
Öffentlich von A nach B gondeln, ohne sich ständig zu fragen: Ist tatsächlich genug Luft für uns alle in diesem Wagen und wie eng kann es eigentlich in so einem Abteil werden? Das ist der Jackpot.Mit dem Auto schnell ein paar Erledigungen im Zentrum machen und tatsächlich diese rare Spezies namens Parkplatz ergattern? Ist wirklich passiert.
Schöner Dämmerzustand
Und während die Stadt so richtig durchschnauft, tummeln sich die Städterinnen und Städter auf kleinen Skihütten, engen Pisten und in Dörfern, in denen kein Blatt Papier zwischen Haus „Sonnenrose“ und Chalet „Winterzauber“ passt.
Das ist äußerst vorteilhaft für alle, die in den vergangenen Wochen einfach in den Städten geblieben sind und hier diesen beruhigenden Dämmerzustand genossen haben: In dem Wissen, dass sehr bald wieder alles ganz anders, nämlich sehr voll sein wird.
Jetzt schauen wir den Ameisen noch zwei Tage bei der Rückkehr in den Bau zu. Und ab Montag wuseln wir wieder alle gemeinsam los.