Impfparty mit Eistee und Soletti anstatt Koks und Champagner
Von Marco Weise
Wir leben in spannenden Zeiten. Sagt der Optimist. Was der Pessimist davon hält, kann sich jeder selbst zusammenreimen – irgendwas mit „oasch“ halt. Spannend sind nicht nur die Zeiten, sondern auch die Lösungen, damit die Zeiten bald wieder etwas unspannender, also „normaler“ werden.
Einige Entscheidungsträger haben, was die Kreativität betrifft, durchaus – ähm – interessante Ansätze. Wien wird z. B. aktuell seinem Werbeslogan „Wien ist anders“ wieder gerecht. Denn die Stadt lädt die Jugend zur Impfparty. Der erste Shot ist gratis. Einen zweiten gibt es nicht, da Johnson & Johnson auf der Cocktail-Karte steht. 35.000 Dosen stehen den Jugendlichen zwischen 18 und 30 zur Verfügung. Viel zu wenig, viel zu spät, aber ein Anfang. Wie diese angekündigten Impfsausen aussehen werden, ist noch nicht durchgesickert.
Wie wäre es mit einigen RAF-Camora-Comeback-Konzerten in der Wiener Stadthalle? Geladen sind nur die impfwilligen Jugendlichen, die dann vor der Show ihr Jaukerl bekommen. Danach sollte (zumindest die ersten 24 Stunden) mit Eistee, Wasser und Soletti gefeiert werden, und nicht mit Wodka, Rum, Champagner und Koks, wie es der Ex-Rapper und Neo-Barbershop-Besitzer aus Wien-Fünfhaus in seinen Liedern gerne vorlebt.
Aber man könnte auch noch andere Impf-Anreize für junge Menschen schaffen: Wie wäre es mit einem 50-Euro-Gutschein – einlösbar im Club, in der Bar seiner Wahl. Damit wäre auch der Nachtgastronomie geholfen. Rechtzeitig zur Cluberöffnung (1. Juli) geht sich das aber eh alles nicht mehr aus. So wie es aussieht, wird auch der vom Gesundheitsstadtrat Peter Hacker ins Rennen geworfene Vorschlag (nur Geimpfte dürfen in die Disco) nicht weiter beachtet. Gut so. Gegen eine 2-G-Lösung spricht hingegen nichts. Also entweder ist man geimpft oder PCR-getestet. Im besten Fall beides! Denn dann können wir auch im Herbst noch feiern.