Haben Sie keine Angst vor dem Gendersternchen – es beißt nicht
Von Marco Weise
Aus der Mitte. Es ist ärgerlich – das mit der Inflation, den Marillen, Baustellen und Gelsen. Es ist kompliziert – das mit den Zinsen, Putins, Musks und Benkos (nicht der Kakao) dieser Welt. Es ist kein Thema – das mit dem Gendern. Zumindest findet das Johanna Mikl-Leiter, die sich sicher ist, dass das „die breite Mehrheit der Mitte“ wenig bis kaum interessiert. Das kann sein. Vielleicht liegt das fehlende Interesse daran, dass sich viele nicht mehr auskennen, sich übergangen und überfordert fühlen? Heißt es jetzt Bürger*innen oder BürgerInnen oder Bürger:innen? Oder schreibt man besser alles aus, also Bürgerinnen und Bürger? Oder kann man auch schon Bürgerschaft schreiben? Und für was steht eigentlich dieses Sternderl, dieser Doppelpunkt?
Fragen über Fragen, mit denen sich die „normal denkende Mitte der Gesellschaft“, anscheinend nicht beschäftigen möchte. Was die niederösterreichische Landeshauptfrau aber unter „normal“ versteht, hat sie offengelassen – und damit das innenpolitische Sommerloch gefüllt. Das ist jetzt einmal gut versorgt – mit teilweise sehr untergriffig geführte Debatten (es geht längst nicht mehr um die Sache). Sie stehen sinnbildlich für viele Diskussionen in diesem Land, die oft im Empörungspingpong enden. Wie wäre es einmal damit, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen?
Also zurück zum Thema: Klar ist, es gibt größere Probleme als das Gendern (dazu in zwei Wochen an dieser Stelle mehr). Und: Sprache sollte auch nicht unnötig verkompliziert werden. Aber: Gendern kann zu einer Begegnung auf Augenhöhe, zu einer Anerkennung beitragen und auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen (Stichwort: Gleichstellung von Frau und Mann). Dabei gilt: Gendern beruht auf Freiwilligkeit – Sie müssen nicht gendern, niemand zwingt Sie dazu. Sie brauchen aber auch keine Angst davor zu haben – probieren Sie es einfach einmal aus. Sie werden sehen: So ein Gendersternchen beißt nicht.