Es schwant was Gutes im Wienfluss bei Wien-Mitte
Von Julia Schrenk
Neuerdings stehen auf dem Geh- und Radweg in der Vorderen Zollamtsstraße gerne Leute herum. Manche steigen extra von ihren Rädern, Omas nehmen die Kinder aus den Wagerln. Die einen wie die anderen zücken die Handykamera.
Und zwar aus gutem Grund: Die Schwäne brüten wieder!
Und das „Wieder“ hat heuer gleich zwei Bedeutungen.
Seit ungefähr fünf Jahren – bei den Wiener Gewässern kann man den Zeitpunkt nicht genauer definieren – baut sich im Frühling ein Schwanenpaar am betonierten Ufer des Wienflusses, auf Höhe Wien-Mitte, sein Nest.
Ob es immer dieselben Schwäne sind, weiß man nicht, aber man nimmt es an. Weil der Wienfluss, wenn es viel geregnet hat, aber gar nicht sooo wenig Wasser führt, ist das Nest jedes Jahr von Überschwemmung bedroht.
Um die Brut vor dem Ertrinken zu schützen, haben Mitarbeiter der Wiener Gewässer schon in den Vorjahren Betonpflöcke zum Fluss geschleppt und rund um das Nest gestellt. Heuer hat aber auch das nichts gebracht: Der Regen im April und im Mai war zu viel, das Nest wurde zwei Mal überschwemmt.
Bei den Wiener Gewässern hofft man deshalb, dass die „Schwäne lernen“ und sich einen anderen Brutplatz suchen.
Laut Auskunft von BirdLife müssen sie das aber gar nicht. Denn Vögel, die am Wasser brüten, wissen, dass ihre Nester überschwemmt werden können. Für diesen Fall hat die Natur die sogenannte Nachbrut eingerichtet: Geht die eine Brut verloren, können Schwäne – solange Brutzeit ist – weiterhin Eier produzieren, ablegen und ausbrüten.
So wie das auch jetzt gerade in Wien-Mitte der Fall ist.
Bis die Eier ausgebrütet sind, dauert es zwischen 35 und 41 Tagen. Einen Tag, nachdem die Schwanenküken geschlüpft sind, können sie schwimmen. Danach bleiben sie bis zum Winter mit Mutter und Vater im Familienverbund. Im nächsten Frühling werden neue Eier gelegt. Wahrscheinlich auch wieder in der Vorderen Zollamtsstraße.