Meinung/Mein Tag

Es fahren (unnötigerweise) völlig überfüllte Züge durchs Land

Zugfahren kann wunderschön sein, wenn man einen Sitzplatz hat, der Sitznachbar nicht dauernd seinen Ellbogen ausfährt und nach Energydrink-Tschik-Kombi stinkt oder gar noch die Party vom Vorabend im Gesicht trägt. Zugfahren kann wunderschön sein, wenn nicht in unmittelbarer Sitzplatznähe ein „Gabalier-Fleischlaberl-Semmerl“ oder „Gabalierbissen nach steirischer Art“ gejausnet wird. Zugfahren kann wunderschön sein, wenn nicht andauernd irgendjemand irgendjemanden anrufen müsste, um alle im Zug wissen zu lassen, dass sie/er total fertig sei, weil Jacqueline/Kevin vor drei Tagen Schluss gemacht hat. Das mag vielleicht traurig sein, interessiert nur niemanden. Es ist auch nicht grade interessant, welche Operationen man so geplant hat oder welcher Arbeitskollege besonders nervt.

Da gutes Benehmen anscheinend out ist, bin ich für ein Telefonierverbot (abgesehen von Notfällen) in Öffis. Zugfahren kann wunderschön sein, wenn man aus Platzgründen nicht am Gang sitzen muss oder vor einer überfluteten Toilette zum Stehen kommt. Dieses Am-Gang-stehen-Müssen wäre aber auch verhinderbar. Dazu müsste man aber hierzulande erst eine Reservierungspflicht einführen, so wie das zum Beispiel in Italien der Fall ist. Kauft man sich dort ein Zugticket für einen überregionalen, also schnellen Zug, erhält man automatisch eine Sitzplatzreservierung dazu. Wenn alle Plätze voll sind, ist der Zug ausverkauft. Basta. Pech gehabt. Dann kann man entweder in einen Regionalzug (langsamer und ohne Reservierungspflicht) steigen oder man nimmt einfach den nächsten verfügbaren Schnellzug. Damit werden völlig überfüllte Schnellzüge (vor allem zur Urlaubszeit) und überforderte Zugbegleiter verhindert, die nicht mehr weiter wissen, weil (zu Recht genervte) Fahrgäste weder aussteigen noch einsteigen können, obwohl sie genau für diesen Zug ein Ticket gekauft haben. Warum? Weil es eben möglich war.