Meinung/Mein Tag

"Die Jugendlichen" und ihr "Granny-Lifestyle"

Studien scheint es gerade im Sonderangebot zu geben, denn fast täglich werden neue Erkenntnisse über unser Wahl- und Kaufverhalten, unsere Vorlieben und Eigenheiten präsentiert. Studien sind wie ein Schuhlöffel, ein Geschirrspüler oder ein Freund – sie erleichtern in gewissen Situationen das Leben, erklären uns die Welt, liefern das Fundament für Argumente.

Etwas schlauer wurde ich auch nach der Betrachtung einer kürzlich von Ö3 durchgeführten Jugendstudie, bei der 30.000 Menschen zwischen 16 und 25 Jahren zu gewissen Themen befragt wurden. Beginnen wir mit dem Positiven: 86 Prozent der Befragten sind zufrieden mit dem eigenen Leben. Keine Rede von Zukunftsängsten, Selbstzweifel oder Stress in der Schule, mit den Eltern und mit dem Hormonhaushalt.

Alles easy also! In Zeiten der Dauerkrisen durchaus bewundernswert. Aber woher kommt diese Leichtigkeit? Liegt es am bei Jugendlichen angesagten „Granny-Lifestyle“ – man lebt so wie Oma und Opa. Früh ins Bett gehen, früh aufstehen, das Essen wird auf Rädern geliefert (bei Oma kommt die Volkshilfe, bei der Jugend Lieferando). Auch in Sachen Work-Life-Balance will man es so wie die Grannies, die in Pension sind und gar nichts mehr arbeiten müssen. 

Und wenn schon arbeiten, dann bitte wenig: „allein für die Arbeit zu leben, sei nicht erstrebenswert“, sagt die Jugendstudie. Sein eigenes Geld verdienen? Nicht mehr so wichtig. Zahlt eh der Papa. Außerdem lebe man auch bescheiden: Es muss nicht jedes Jahr ein neues iPhone sein – es reicht ein gebrauchtes. Damit leisten die Jugendlichen dann auch ihren Beitrag zum Umweltschutz. Um „die Jugend“ muss man sich (um die Studie knapp zusammenzufassen) keine großen Sorgen machen. Politiker haben das natürlich längst erkannt und lassen diese Wählerschicht. Verständlich also, warum sich nur 14 Prozent der Jugendlichen von der Politik gut vertreten fühlen. Mit Jungwählern lassen sich eben keine Wahlen gewinnen. Mit Grannies hingegen schon.