"Da Kurti" war für Leiwand und gegen Oasch
Von Marco Weise
Erstmals kein Schädlweh nach der ROMY. Das lag wohl daran, dass es in der Hofburg ab 3 Uhr nichts Trinkbares mehr gab. Auf die Afterhour nach der Aftershow-Party habe ich verzichtet – wobei die Verlockung, mit Schauspieler Philipp Hochmair im Wiener Club Das Werk seine zweite ROMY zu feiern, durchaus groß war. Aber man ist ja längst vernünftig und geht nicht jedes Wochenende All In.
Der Blues hat sich trotzdem eingestellt – verspätet, nach einem Blick aufs Handy. Dort poppte abends nämlich die Nachricht auf: „Willi Resetarits ist tot.“ Was? Warum? Na geh! Ich las mich durch Meldungen, wechselte zwischen den ganzen persönlichen Nachrufen auf Facebook und Instagram hin und her und versuchte zu verstehen, was nicht zu verstehen ist. Also ging ich erstmal offline – und legte „Trost & Rat“ auf den Plattenspieler ...
... Erinnerungen wurden geweckt: An einen der herzlichsten und gescheitesten Künstler, die dieses Land in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat: Willi Resetarits war ein Vorbild, einer, der sagte, was gesagt werden muss – ohne mit dem Zeigefinger herumzuwacheln. Er war einer, der sich für Menschenrechte und Menschlichkeit einsetzte, einer, der sich zurücknehmen konnte: Er war ein aufmerksamer Zuhörer. Und davon gibt es viel zu wenig.
... Erinnerungen wurden geweckt: An das erste Konzert meines Lebens. Es war der 19. 6. 1993. Der „Ostbahn-Kurti“ stand am Parkplatz des Sportplatzes meiner Heimatgemeinde auf einer Bühne. Damals war ich 12, kannte kein einziges Lied von ihm, war aber sofort von seinem Charme und Witz, der Person gefesselt. „Da Kurti“, wie ihn alle um mich herum nannten, hat seit Sonntag zwar ausgesungen, aber sein Grinser, sein Engagement für Leiwand und gegen Oasch werden hoffentlich noch lange nachhallen.