Auf der Suche nach einem Briefkasten findet man sicherlich eine Telefonzelle
Von Marco Weise
Der Mensch ist ein Suchender. Er sucht nach Glück, Anerkennung, in Wien gut und gerne mal (und das auch noch freiwillig) eine Viertelstunde nach einem Parkplatz. Er sucht nach Liebe, dem Geldbörsel, nach einem neuen Partner inklusive neuer Wohnung und netteren Nachbarn.
Derzeit suchen hierzulande wohl auch einige verzweifelt nach einem Postkasten, um die Wahlkarte (am Sonntag ist EU-Wahl!) rechtzeitig zurückschicken zu können. Aber wo ist der nächste Briefkasten? Wissen Sie es? Ich wusste es bis vor Kurzem nicht. Also musste ich mich auf die Suche machen. Das Internet war keine Hilfe: Nach Postfilialen kann man zwar auf der Post-Homepage suchen, aber nach Briefkästen? Fehlanzeige!
Auch Google Maps weiß nichts. Also blieb mir nichts anderes übrig, als rauszugehen und zu suchen. Ganz nach dem Motto: Einer muss ja irgendwo in der Nähe herumhängen. Immerhin gibt es – laut Post – in Wien noch mehr als 1.000 Briefkästen – österreichweit sind es 14.000. Aber bei Briefkästen verhält es sich so wie bei Bankomaten: Wenn man einen braucht, findet man keinen. Bei Bankomaten auch kein Wunder, denn die verstecken sich mittlerweile im Supermarkt, damit keiner mehr nach Ladenschluss Geld abheben kann ...
Ähnliches gilt auch für Telefonzellen. Wann haben Sie zuletzt jemanden in einer Telefonzelle telefonieren gesehen? Oder anders gefragt: Wann haben Sie zuletzt eine Telefonzelle gesehen? Dabei stehen in Österreich noch circa 6.500 (1.572 allein in Wien) herum. Einige davon wurden zusätzlich noch mit einem Defibrillator ausgestattet. Mit dem kann man zwar nicht telefonieren, aber Leben retten. Es gibt Telefonzellen, die zur Paketstation oder Stromtankstelle umgebaut wurden. Andere werden leider als Mülldeponie oder Toilette benutzt. Besser sind da schon Telefonzellen, die als öffentlicher Bücherschrank dienen. Dort findet man eines garantiert nicht: ein Telefonbuch.