Mattscheibe
Diesen krachenden Volleyschuss des Brasilianers Neymar musste man gesehen haben. Das war nicht weiter schwer. Dafür war Mittwochabend weder ein Bezahlsender noch ein YouTube-Schnipsel nötig, der Fußball-Fan musste sich hierzulande lediglich auf ORF Sport + verirren.
Ein Umstand, der Fragen aufwirft. Was fällt unter Premium-Sport, was unter Randsport? Was darf der Spartenkanal ausstrahlen, was muss ins Vollprogramm wandern? Letztgültige Antworten fehlen seit Jahren, gesucht werden sie gegenwärtig. Nationalratswahlen stehen an und der ORF ist traditionell nicht nur journalistischer Transporteur der politischen Meinung, sondern auch ihr Spielball.
80 Millionen Euro soll Österreich größtes Medienunternehmen einsparen. Das trifft viele, auch den Sport. Sport + soll budgetär halbiert werden. Daher wird evaluiert, welche weniger massentauglichen Sportarten dem Sparkurs zum Opfer fallen. Das ist doppelt bitter: für die Konsumenten, die großartigen Sport zu sehen bekamen, sowie für Dutzende Sportverbände, für die jede Sendeminute Gold wert war.
Der technische und journalistische Aufwand dafür ist gewaltig, die Quoten sind mickrig. Fernsehen ist ein verschwenderisches Medium – und wird es immer bleiben. Doch wer sonst kann diesem Auftrag nachkommen, wenn nicht ein vom Steuerzahler mitfinanziertes Unternehmen? Ist es tatsächlich nur öffentliches Recht oder gar öffentliche Pflicht?