Meinung

Kopfschmerzen

Viel weniger Firmen als früher sind bereit, ehemalige Topathleten oder in die Jahre geratene Fußballer ohne Ausbildung zu beschäftigen.

Wolfgang Winheim
über Frührentner Mario Scheiber

Nur noch fünf Tage bis zu dem von den Mayas prophezeiten Weltuntergang am 21. 12., an dem vorsorglich kein Skirennen stattfinden wird.

Nur noch 50 Tage bis zur Ski-WM in Schladming, wo ORF-Kamera-Pilot Hans Knauss der einzige Schladminger Lokalmatador mit Fahrgenehmigung sein wird.

Nur noch 419 Tage bis zu Winterspielen in Sotschi, wo die Russen den Steirer Wolfgang Mitter zum Rennleiter der alpinen Herren-Bewerbe bestellt haben.

Mario Scheiber wäre bei Olympia 2014 im besten Abfahrer-Alter. Aber für den 29-jährigen Osttiroler, der noch vor zwei Jahren als Weltcup-Gesamtführender von der Nordamerika-Tournee heimkam und dem Hermann Maier den großen Durchbruch prophezeite, gelten andere Prioritäten.

Nur noch acht Tage, freut sich Scheiber, bis er vor dem Christbaum die leuchtenden Augen von Töchterl Joleen Sophie sehen wird. Deren Mama muss nicht mehr vor dem Bildschirm zittern – so wie im Februar 2011, als Scheiber bei einem Horrorsturz in Chamonix bewusstlos liegen geblieben war.

Er sei danach etliche Wochen „oben net ganz dicht“ gewesen, sagt Scheiber und rät Max Franz, der in Beaver Creek vor zwei Wochen eine ähnlich schwere Gehirnerschütterung erlitt, dringend von einem frühen Comeback ab.

So wie jetzt der 23-jährige, als Österreichs größte Speedhoffnung geltende Franz strotzte auch Scheiber einst nur so vor jugendlichem Tatendrang. Daher kann Scheiber geglaubt werden, wenn der nunmehrige Repräsentant der Generali behauptet: „Vor meinem ersten Start in Kitzbühel war ich viel weniger nervös als heuer vor meinem ersten Kundengespräch.“

Zum Versicherungsjob verhalf ihm die ehemalige Slalom-Weltcupsiegerin Roswitha Steiner-Stadlober. Sie steht der Initiative KADA (Karriere danach) vor, deren hehres Ziel es ist, Sportlern einen Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Was schwer genug wird.

Viel weniger Firmen als früher sind bereit (bzw. in der Lage), ehemalige Topathleten oder in die Jahre geratene Fußballer ohne Ausbildung zu beschäftigen. Weshalb viel mehr Sportler als früher nach dem Rücktritt in Weltuntergangsstimmung verfallen.