Was am Wiener Jobmarkt schiefläuft
Von Anita Staudacher
Die Politik geht mit der Metropole um, als wäre sie eine Kleinstadt. Berlin zeigt vor, wie es gehen kann.
über die Arbeitslosigkeit
Wien ist anders. Während die Arbeitslosigkeit im Westen sinkt und im übrigen Österreich zumindest stabil bleibt, schlittert die Bundeshauptstadt immer tiefer in die Misere. Das ist wenig überraschend: Die Stadt leidet unter drei speziellen Großstadtphänomenen: Langzeitarbeitslosigkeit, hoher Migrantenanteil und akute Bildungsdefizite. Dazu kommt noch eine exponierte geografische Lage, die seit der Ost-Öffnung den Verdrängungskampf vor allem im Niedriglohnsektor verschärft hat, und eine Pensionsreform, die ohne flankierende Maßnahmen beschlossen wurde.
Ein Sammelsurium an Problemen, die längst nicht mehr nur mit gewöhnlichen Job-Maßnahmen bewältigbar ist. Was die Themen Bildung, Migration und Integration anbelangt, ist Wien längst vergleichbar mit Metropolen wie Paris, London oder Berlin.
Die Politik muss endlich erkennen, dass Wien in puncto Arbeitsmarkt nicht gleich behandelt werden darf wie Rohrbach oder Amstetten. Großstädte ticken anders, hier muss Integrations-, Arbeits- und Sozialpolitik Hand in Hand gehen. Vorbild könnte hier das "Jobwunder" Berlin sein, wo ein ganzes Bündel an vernetzten Maßnahmen binnen zwei Jahren zu einem Rückgang der Arbeitslosenquote von zwölf auf zehn Prozent führte. Bei der Schaffung neuer Jobs lässt Berlin derzeit sogar alle anderen Bundesländer hinter sich. Eine Migrantenquote von 25 Prozent im öffentlichen Dienst, gezielte Förderung der dualen Ausbildung bei Migrantenkindern, ein "Aktionsprogramm Handwerk" und Jugendberufsagenturen für den Übergang Schule/Beruf sind nur vier Ideen, die nachahmenswert sein könnten.
Und: Während in Wien die politischen Streithanseln sich lieber gegenseitig für die Misere verantwortlich machen, ziehen in Berlin offenbar alle an einem Strang.