Start-me-up, Staat!
Von Anita Staudacher
Der Förderwahn bei Neugründungen gleicht bald der Überfütterung eines Aquariums.
zum aktuellen Start-up-Hype
Auf die Frage, was willst du werden, antworten viele Jugendliche schon reflexartig mit „Start-up“. Kein Wunder: Beinahe jede halbwegs gut formulierte 4.0-Geschäftsidee aus dem Wirtschaftskunde-Unterricht erhält Steuergeld zwecks möglicher Verwirklichung. Die besten Kommunikatoren dürfen auf Staatskosten zu Gleichgesinnten ins Ausland jetten oder in seltsamen TV-Casting-Shows Investoren um Millionen „anbetteln“. Um den experimentierfreudigen Nachwuchs nicht gleich in die brutale Realität zu werfen, errichtet Vater Staat jetzt mit privaten „Business-Engeln“ sogar einen Groß-Brutkasten namens weXelerate.
Was kommt als Nächstes? Unbefristete Stipendium-Verlängerung für alle gründungsfreudige Uni-Absolventen? Staatliche Bestandsgarantie für die ersten drei Geschäftsjahre? Lohnnebenkostenbefreiung ein Leben lang? Gänzlicher Schuldenerlass nach dem Scheitern? Die erste Pleite übernimmt der Staat, Hauptsache null eigenes Risiko, null eigenes Geld, null eigene Verantwortung. Der Förderwahn gleicht einer Überfütterung von vielen kleinen Fischen in einem virtuellen Aquarium. Devise: Schauen wir einmal, ein paar Schlaue werden den Sprung hinaus – in die Realität! – schon schaffen. Bis dahin haben wir unsere Freude und die Politiker können schöne Reden darauf schwingen, wie innovationsfreundlich sie sind.
Was beim Start-up-Hype völlig übersehen wird: Die meisten Neugründungen finden ganz woanders und völlig ohne Förderung statt. Führend ist das klassische Handwerk und Gewerbe. öhne und Töchter übernehmen den Betrieb ihrer Eltern, führen ihn mit neuen Ideen weiter und bilden auch Lehrlinge aus. Diese wichtigen Übernahmen werden leider seltener. Warum wohl?#
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