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Roboter werden nie Menschen sein

In hundert Jahren, so prophezeite der britische Ökonom John Maynard Keynes 1930, werden Maschinen so viel Arbeit erledigen, dass wir Menschen nur noch 15 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Der Rest sei Freizeit und Vergnügen.

Schöne Utopie. Die Realität 2030 dürfte laut Arbeitsmarkt-Experten nicht ganz so rosig aussehen. Anders als bei Dampfmaschinen, Webstühlen und Fließbändern ersetzen bei Industrie 4.0 die Roboter nicht nur Muskelkraft und einfache Routinetätigkeiten, sondern vermehrt unsere geistigen Fähigkeiten – und das in rasender Geschwindigkeit. Tausende Industrie-, Bank-, Büro- oder Handelsangestellte werden in 15 Jahren von Computer und Internet ersetzt werden. Manche Studien stufen gar jeden zweiten Job als Auslaufmodell ein.

Panik ist ob der Horror-Szenarien nicht angebracht. Die Arbeit wird auch 2030 nicht ausgehen, denn überall dort, wo Menschen sind, gibt es auch Arbeit. Viel Arbeit, die auch in Zukunft nur Menschen erledigen können: Dienstleistungen am Menschen etwa, sei es nun Erziehung, Pflege oder guter Kundenservice, erfordern soziale Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen oder einfach zuhören können. Fähigkeiten, die unersetzlich, aber in einem wachstumsgetriebenen Industriezeitalter zu wenig wertgeschätzt werden.

Zukunft der Arbeit passiert nicht einfach, sondern kann aktiv mitgestaltet werden. Dazu müsste die Politik aber aus ihren ideologischen Gräben herausfinden und sich ernsthaft damit beschäftigen, wie sie die negativen Folgen der Digitalisierung auf Arbeitsmarkt und Wohlfahrtsstaat abwehren kann. Was nützt es sonst, dass Kinderbetreuung und Altenpflege zwar als unersetzliche Zukunftsberufe gelten, aber nicht finanzierbar sind?