Geistige Tankstellen
Von Anita Staudacher
Die Wiener City ist halt nicht das schicke Notting Hill
über die Schließung von Buchfilialen
Die Traditionsbuchhandlung Frick sperrt im Jänner also auch ihr Geschäft in der Wiener Kärntner Straße zu, in der Filiale Wollzeile gingen die Lichter schon früher aus. Artikel siehe hier. Nun, die Wiener Innenstadt ist halt nicht das schicke Londoner „Notting Hill“, wo selbst Hollywood-Stars nach schlichten Reisebüchern Ausschau halten.
Das Touristengewurrl zwischen Schwedenplatz und Graben giert eher nach Schneekugeln und Mannerschnitten als nach Literatur. Zur Weihnachtszeit sind Punsch- und Glühweinstandln in der City längst die „geistigen Tankstellen“ von heute, zur Not tut’s auch der Würstelstand. Für kleine Buchhandlungen ist da kein Platz mehr: Die Mieten sind zu hoch, die Käufer nur noch Gelegenheitsshopper, die Übermacht der Buchketten und Online-Händler zu groß. Viele Läden in den Wiener Innenstadt seien nur noch „Abschreibposten für große Handelsketten“, brachte es der Frick-Chef kürzlich im KURIER auf den Punkt.
Aber was tun? Der Buchhandel muss deshalb nicht gleich für tot erklärt werden, er muss sich neu erfinden. Einige „Kleine“ tun das längst und trotzen den „Großen“ mit Erfolg. In der richtigen Gegend mit dem richtigen Publikum lassen sich auch geistige Tankstellen profitabel führen. Gerade in der Kulturstadt Wien.