Wären Sie gerne Minister?
Von Martina Salomon
Würden Sie sich ein Ministeramt antun wollen?
über die Regierungsbildung
Demnächst werden wieder Leute für den unmöglichsten Job der Welt gesucht. Würden Sie sich ein Ministeramt antun wollen? Überlegen Sie es sich gut! Denn dann werden Sie genauso viel arbeiten wie ein Spitzenmanager, aber deutlich weniger verdienen. (Was den Stammtisch nicht vom Vorwurf abhält, Politiker würden nur in die eigene Tasche wirtschaften.) Während jedem mittleren Fußballer ein exorbitantes Gehalt vergönnt wird und der Teamchef der Nationalmannschaft das Fünffache des Kanzlers erhält, werden Sie ein Bescheidenheitsgelübde ablegen müssen. Sollten Sie im Urlaub weiter als bis ins Salzkammergut fahren oder öffentlich französischen Wein trinken, dann werden Sie als Parvenü gelten.
Sind Sie weder knapp am Pensionsalter noch pragmatisierter Beamter, Kämmerer oder Berufspolitiker, so ist vom Wechsel in die Politik überhaupt dringend abzuraten: Egal, was Sie nach Ihrer Polit-Karriere tun, man wird Ihnen einen „Versorgungsjob“ unterstellen. Sollten Sie der Verlockung eines so wichtigen Amtes trotz allem erliegen, so vergewissern Sie sich vorher, dass Ihr TV-Gerät angemeldet und die Putzfrau versichert ist und Sie sich nicht für Ihre Kinder genieren müssen. Alles könnte gegen Sie verwendet werden.
Haben Sie Ähnlichkeit mit einer Loriot-Figur oder ein nervöses Augenzwinkern? Das macht Sie zum gefundenen Fressen für Karikaturisten! Ohne übergroße Portion Sendungsbewusstsein und Selbstmotivation ist der Job nicht auszuhalten. Denn der kleinste gemeinsame Nenner, den Sie in endlosen, öden Sitzungen (gern auch am Wochenende oder abends) in ihrer Partei erzielen, wird noch einmal vom Koalitionspartner klein gehackt. Das klägliche Endergebnis müssen Sie der Presse als Fortschritt verkaufen. Die schlimmsten Hackeln hauen Ihnen aber ohnehin die eigenen Fraktionskollegen ins Kreuz. Und Achtung! Unbedachte Äußerungen in der Öffentlichkeit werden Sie ewig verfolgen.
Nein, man muss kein Mitleid mit Politikern haben. Aber so richtig beneidenswert ist ihr Job nicht. Der Spruch: „If you pay peanuts, you get monkeys“ ist nicht ganz falsch. Mittleres Gehalt, schlechte Work-Life-Balance, miese Reputation: Mit solchen Aussichten lässt sich nur mehr die dritte Garnitur für öffentliche Ämter anlocken. Pech nur, die Damen und Herren entscheiden über unsere Zukunft.