Salomonisch: Müssen Männer immer stark sein?
Von Martina Salomon
Diese Woche fand der "Boys Day" statt - in Analogie zum "Girls Day". Haben wir denn keine anderen Sorgen? Doch, haben wir, aber die jungen Männer haben auch welche. Sie sind in Wahrheit mehr verunsichert als junge Frauen. Diese können sicher sein, dass selbst der letzte Hinterbänkler im Parlament mittlerweile weiß, dass "Gendern" kein neues Computerspiel ist. In Kindergärten und Schulen werden Mädchen mehr als Burschen gefördert und von weiblichem Lehrpersonal für ihr (meist sozialeres) Verhalten belohnt. Man steht kopf, um Mädchen technische Fächer schmackhaft zu machen, damit sie nicht in weiblichen Klischees verharren. Keinesfalls sollen sie ihre Wünsche zurückschrauben und immer nur für andere sorgen. Genau diese Eigenschaften wünschen sich Progressive nun von den Buben. Doch welchen Anreiz gibt es für diese, sich öfter "heim an den Herd" zu begeben, wenn dieses Modell seit Jahrzehnten madig gemacht wird? Warum sollten sie Lust auf Sozialberufe kriegen, wenn sie wissen, dass diese Arbeit als unterprivilegierter Frauenjob gilt? Dürfen/müssen Männer immer noch stark sein? Haben sie genug Selbstwertgefühl, um vielleicht auch einmal eine Partnerin auszuhalten, die besser verdient? Und wollen das die Frauen überhaupt? Die meisten Identitätsprobleme erzeugen diese Fragen bei männlichen Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, die aus Kulturen kommen, in denen die Frau wenig gilt. Sie kompensieren das mit besonders gockelhaftem Auftreten vor Lehrerinnen und mit Machismo-Gehabe unter Gleichaltrigen. Doch solche Verhaltensweisen, geboren aus Unsicherheit, kommen auch bei "eingeborenen" Österreichern vor und machen selbst vor höheren Managementebenen nicht halt. Diesen Männern fehlten in der Jugend oft die positiven männlichen Vorbilder. Im Erziehungs- und Bildungswesen dominieren die Frauen, wobei es perfid wäre, ihnen das vorzuwerfen. Wer für Frauenquoten in Aufsichtsräten ist, muss für Männerquoten in Kindergärten und Volksschulen sein (und auch dafür sorgen, dass Väter ihre Erziehungsaufgaben wahrnehmen können). In Hamburg wird es schon praktiziert: Bei gleicher Qualifikation haben männliche Kindergärtner Vorrang. Dabei geht es nicht darum, verweiblichte Männer zu erzeugen. Jugendliche wollen keine "Luschen"! Männliche Pädagogen sollen mit Buben ruhig rauer umgehen, als Frauen das vielleicht möchten. Nicht alles kann in einem Sesselkreis ausdiskutiert werden, nicht wegen jedes Spektakels muss man gleich den psychologischen Dienst alarmieren. Wenn wir wollen, dass Frauen ihr ganzes Potenzial nutzen, dann müssen wir auch Männer auf die Reise zu neuen Rollenbildern mitnehmen. Sonst ist das ganze "Gendern" teurer Unsinn.