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Salomonisch: Gedankenexperiment gegen Pfusch

Steuerhinterziehung ist keine gesellschaftliche Randerscheinung – und in Zeiten der Budgetsanierung eine Fundgrube für fehlende Milliarden. Experte Friedrich Schneider schätzt, dass rund eine Million Österreicher „pfuschen“, am meisten in Wien: vom Bau über Haushalt bis zur Medizin.

Dann gibt’s auch noch die Trinkgelder, die durch alpenländisches Gewohnheitsrecht steuerfrei sind. Sie tragen in manchen Berufsgruppen ein Gutteil zum Einkommen bei. Österreichs Wohlstand wurzelt teilweise auch in dieser „Mondschein-Wirtschaft“. Millionen privater Haushalte könnten sich viele Dienstleistungen sonst gar nicht leisten. (Leider hat der Dienstleistungsscheck ja nie funktioniert.)

Aber wenn Damen und Herren mit anständigen, fixen Gehältern einen Teil ihrer Einkünfte bar auf die Hand verlangen („Gnä Frau, brauch ma a Rechnung?“), dann ist das kein Kavaliersdelikt mehr.

Manche Experten diskutieren daher im kleinen Zirkel eine etwas utopisch klingende Maßnahme im Kampf gegen den Alltags-Steuerbetrug: die partielle Abschaffung von Bargeld. Was wäre, wenn jeder Österreicher, am besten jeder Europäer, Beträge über hundert Euro in Geschäften und Restaurants nur mehr mit Bankomat- oder Kreditkarte begleichen könnte? Wenn – nur ein hypothetisches Beispiel – Würstelstand-Besitzer im Großmarkt ihre Einkäufe nicht mit Bündeln von Bargeld bezahlen dürften?

Ein radikaler Vorschlag, aber er würde das Problem an der Wurzel packen. Schwarzgeld ist Bargeld. Wer es nicht mehr ausgeben kann, für den verliert es den Sinn. Banken müssen ja auch mittlerweile penibel darauf achten, ob ihre Kunden das zu investierende Geld legal verdient haben, und verlieren dadurch einiges Geschäft mit vermögenden Kunden. Die großen Haie, die ihre Millionen in Steueroasen parken, fängt man damit leider auch künftig nicht. Nur Kleingeld als Bargeld: zumindest ein interessantes Gedankenexperiment.