Salomonisch: Die kleinen Signale des Abstiegs
Von Martina Salomon
Man amüsiert sich ein wenig darüber, bei näherer Betrachtung könnte es aber eines von vielen winzigen Signalen für den unmerklichen Abstieg Österreichs sein: Im internationalen Vergleich haben Wiens Taxler in einer neuen Studie bei Service, Ehrlichkeit und Englischkenntnissen miserabel abgeschnitten: Platz 18 von 22. Aber in Summe geht's uns gut, oder? Es lässt sich auch verkraften, dass man nach der Ankunft am Flughafen Wien-Schwechat in den Bus umsteigen muss, obwohl der Flieger neben der neuen, aber immer noch nicht funktionstüchtigen Ankunftshalle "Skylink" gelandet ist. Sie hätte zur Fußball-EM fertig sein sollen - eh nur schlappe drei Jahre her. Die Kosten haben sich halt leider mehr als verdoppelt. Übrigens: Schön zu lesen, wie die Skylink-Werbung die stressmindernde Farbkonzeption des Gebäudes anpreist. Öffentliche Verkehrsmittel sind derzeit überhaupt nicht Österreichs größte Stärke: In die alten Wiener U-Bahnen wurde zu wenig investiert, sie sind störungsanfällig wie nie. Und wer mit den ÖBB nach Venedig fahren will, muss in Villach in den Bus umsteigen. Eigentlich eine Bankrotterklärung, wenn man bedenkt, wie viele Milliarden in die ÖBB samt monströsem Tunnelausbau fließen. Aber in Summe geht's uns gut, oder? In internationalen Bildungs-Vergleichsstudien schneidet Österreich halt eher untermittelprächtig ab, und wer mit Wiener Hauptschul- pardon Mittelschullehrern über ihre immer seltener von (Bildungs-) Erfolg gekrönte Arbeit spricht, den packt überhaupt Zukunftsangst. Aber unser Modell der Berufsbildung wurde auch in der neuesten OECD-Studie wieder gelobt. In Summe geht's uns noch immer gut, oder? Im Global Competitiveness Report ist Österreich zwar innerhalb von drei Jahren von Rang 14 auf 19 zurückgefallen (Kritik gibt es an ineffizienter Verwaltung und mangelnder Lohnflexibilität). Aber das Ergebnis ist nicht total beunruhigend, immerhin sind 142 Länder im Ranking. Trotzdem ein Signal, das zu anderen passt: In den Finanzturbulenzen der vergangenen Wochen hat es die Wiener Börse besonders böse erwischt. Und der Internationale Währungsfonds rät Österreich zu einem ehrgeizigeren Schuldenabbau. Dass die gute Konjunkturlage der vergangenen Jahre nicht dazu, sondern lediglich für eine populistische Gerechtigkeits-Diskussion genutzt wurde, ist absurd. Aber einen Sturm der Entrüstung hat das nicht entfacht. In Summe geht's uns ja gut. Noch. Und die Salzburger Taxler kamen im Ranking auf Platz acht. Immerhin.