Meinung/Kommentare/Salomonisch

Ist es eine Katastrophe, länger zu arbeiten?

Alarm, müssen sie ihre karge Rente aufbessern? Man kann es allerdings auch anders sehen: Viele Ältere wollen auch deshalb länger arbeiten, weil sie froh sind, noch gebraucht und für ihre Leistung anerkannt zu werden; weil daheim niemand auf sie wartet; weil sie Spaß daran haben und gut qualifiziert sind; weil sie keine Abstriche von ihrem bisherigen Lebensstandard machen wollen.

Sesselkleber

Auch in Österreich steigt – langsam – der Anteil werktätiger Älterer. Der ORF hat gerade ein Verfahren gegen einen Mitarbeiter verloren, der sich nicht vor dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter in den Ruhestand drängen lassen wollte. Die Zahl solcher Prozesse nimmt zu. Doch die Politik zuckt vor tief greifenden Reformen zurück. Weil sie unpopulär sind. Spätestens ab 2016 muss es sein, fordert nun Pensionsexperte Rürup.

Was dazu noch fehlt: ein Jobmarkt für Menschen über 45. Wer kann, bleibt auf seinem Sessel kleben – selbst wenn er/sie längst tief frustriert ist. Motto: "Warum soll ich der Firma die Abfertigung schenken?" Es zählt übrigens zu den Pluspunkten der Schüssel-Ära, die alte Abfertigung zum Auslaufmodell gemacht zu haben. Aber in etlichen Verträgen existiert sie noch. Daher bleiben viele sitzen, deren altersgemäß hohes Gehalt oft nicht mehr mit ihrer Leistungsfähigkeit und Ausbildung korreliert. Das macht auch die Firmen skeptisch gegenüber nicht mehr ganz jungen Bewerbern. Die kriegen keine Chance. Ein Teufelskreislauf, der nur mit einer flacheren Lebensverdienstkurve durchbrochen werden kann. Aber reden wir darüber nicht auch schon lange?

Der neue IV-Präsident Georg Kapsch hat soeben ein Modell angeregt, wonach jeder Arbeitnehmer sein Pensionsantrittsalter individuell wählen sollte. Klingt utopisch. Aber vielleicht ist jetzt endlich die Zeit reif, sich über ältere Arbeitnehmer ohne ideologischen Tunnelblick unterhalten zu können.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund