Gilt Meinungsfreiheit auch im Islam?
Von Martina Salomon
In München lässt Regisseur Frank Castorf im Stück "Kasimir und Karoline" gerade auf ein Kruzifix pinkeln. Reaktion? Buhrufe. In Frankreich hat ein Satire-Wochenblatt anlässlich des Islamisten-Siegs in Tunesien ein "Scharia-Heft" herausgebracht - am Cover der Prophet Mohammed samt Sprechblase: "100 Peitschenhiebe, wenn Sie sich nicht totgelacht haben." Reaktion? Ein Brandanschlag auf das Redaktionsbüro plus Todesdrohungen. Warum ist der Islam so oft humorlos, selbstmitleidig und aggressiv? Und warum protestieren gemäßigte Muslime nicht lauter gegen solche Barbarei im Namen der Religion? Das weckt den Verdacht des heimlichen Einverständnisses. Wir können auf die Errungenschaften unserer aufgeklärten Gesellschaft stolz sein: auf Meinungsfreiheit, Frauenemanzipation, Minderheitenrechte. In muslimischen Gesellschaften spielen hingegen Gemeinschaft und Familie eine größere Rolle als das Individuum. Das Problem mit dem (fundamentalistischen) Islam ist nur, dass er Religion und Staat nicht trennen will. Das erschwert auch die Integration seiner Anhänger in neuen Heimatländern. Jene liberalen Muslime, die mutig gegen Fanatismus auftreten, brauchen Unterstützung. Sie sind wichtig als Vorbilder für moderne, in Westeuropa angekommene Muslime. So wie die katholische Kirche keine Kreuzritter mehr ausschickt, darf hier bei uns ein mittelalterlicher Islam keinen Platz haben.