Meinung/Kommentare/Salomonisch

Geld und Gesetze zeugen keine Babys

In Wahrheit geht es darum, den gesellschaftlichen Wert von Kindern zu erhöhen.

Dr. Martina Salomon
über die Geburtenrate

Was bringt Mittelschicht-Familien dazu, Kinder in die Welt zu setzen? In Westeuropa hat man etliche Modelle erprobt – doch plötzlich geraten alle in Misskredit. Deutschland pumpt – wie Österreich – viel Geld in direkte Familienförderungen, setzt aber mit dem steuerlichen „Ehegattensplitting“ noch höhere Anreize für den schlechter (oder gar nicht) verdienenden Partner, daheim zu bleiben. Eine neue Studie in Deutschland kritisiert das System als unwirksam bis kontraproduktiv. Die deutsche Familienministerin wünscht sich nun, dass sich die Arbeitswelt stärker an die Bedürfnisse der Familien anpasst statt umgekehrt. Genau das hat der amerikanische Internet-Konzern Yahoo getan (und dabei auch gleich teure Büroplätze eingespart). Heimarbeit war gang und gäbe. Doch ausgerechnet die neue Chefin, selbst gerade Mutter geworden, beordert die Arbeitnehmer(innen) nun vom „home-office“ wieder zurück ins Büro. Weil die Produktivität litt.

Also lieber 35-Stunden-Woche nach französischem Vorbild, wovon Teile der Sozialdemokraten auch bei uns träumen? Immerhin hat Frankreich – auch dank starker steuerlicher Förderung des dritten Kindes und ausreichend ganztägigen Kinderbetreuungsplätzen – eine höhere Geburtenrate. Aber offenbar auch eine recht legere Arbeitsmoral. Der US-Firmenboss eines Reifenerzeugers hat sich kürzlich über die „sogenannten“ französischen Arbeiter mokiert, die „höchstens“ drei Stunden am Tag auch wirklich etwas tun würden. „Exil-Österreicher“ in Frankreich wissen schon lange viele launige Geschichten von der Pausen-Verliebtheit der Franzosen zu erzählen. Zusammen mit rigidem Kündigungsschutz und einer der höchsten Kosten pro Arbeitsstunde in der EU bedroht dies den Wirtschaftsstandort Frankreich massiv.

In den USA sind großzügige Förderungen und familienfreundliche Arbeitsgesetze unbekannt. Trotzdem ist die Geburtenrate deutlich höher als hierzulande. Für Europäer (die mit Begeisterung über Randthemen wie dem Adoptionsrecht für Homosexuelle streiten können) unangenehm zu hören, aber wahr: In vitaleren, optimistischeren Ländern der westlichen Welt bekommen auch Bessergebildete mehr Kinder. Das Ja zum Kind ist dort selbstverständlicher. Wenn Freunde drei Kinder planen, wird man das auch selbst eher wagen.

Für die Politik, die logischerweise nur in Gesetzen denken kann und in den vergangenen Jahren durchaus vernünftige Initiativen setzte, scheint das Problem des demografischen Wandels und der Kinderarmut unlösbar zu sein. In Wahrheit geht es darum, den gesellschaftlichen Wert von Kindern zu erhöhen. Was zählt am Ende des Tages für jeden Einzelnen? Natürlich Familie und Freunde.