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Die Sonntagsöffnung kommt – halt später als anderswo

Das darf man ideologisch verteufeln, aufhalten wird man es nicht.

Dr. Martina Salomon
über die Sonntagsöffnung

Am 8. Dezember bleiben heuer die Läden zu – womit offenbar alle recht gut leben können. Denn hierzulande ist paradoxerweise gesetzlich mehr erlaubt, als praktisch umgesetzt wird. In Touristenzonen, etwa der Kärntner Straße, darf man nämlich theoretisch auch am Sonntag einkaufen. Doch Tausende Touristen (und Wiener) flanieren an geschlossenen Läden vorbei. Verdienen die dortigen Firmen mit dem Status quo genug?

Sollte Wien aber wirklich Weltstadt sein wollen, muss man nüchtern feststellen: Bei den Ladenöffnungszeiten ist sie es definitiv nicht. Selbst in den westlichen Bundesländern stehen Urlauber viel seltener vor gesperrten Läden.

Keine Pause im Netz

Von den sechs am häufigsten verwendeten Argumenten gegen die Sonntagsöffnung kann man nur eines gelten lassen.

1.) Es ist ein kirchlicher Feiertag. Aber das ist in einer säkularen Gesellschaft wie der unsrigen mittlerweile vernachlässigbar. 2.) Es muss doch einmal Pause im Shoppingwahn geben! Stimmt, doch das kann man heutzutage halt niemandem mehr verordnen. Shopping gilt als Rund-um-die-Uhr-Freizeitvergnügen für die ganze Familie. Am Wochenende bleibt Zeit dafür, und im Netz kann man sich außerdem ohnehin Tag und Nacht alles besorgen. Das bereitet dem „stationären“ Handel übrigens gerade große Sorgen. Es gibt einen dramatischen Kaufkraftabfluss Richtung Internethandel, der oft null Wertschöpfung im Land erzeugt. Amazon will nun auch Sonntags ausliefern. Daher stimmt auch Gegenargument Nummer drei nicht: Es gäbe gar keinen Bedarf. Die langen Schlangen vor den Sonntagvormittag geöffneten Geschäften beweisen leider das genaue Gegenteil.

4.) Sonntagsöffnung schafft nicht mehr Jobs. Zumindest in belebten Tourismuszonen ist das Blödsinn. Dort könnte es mehr Umsatz und daher auch mehr Arbeit geben – in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit wohl doch ein Thema!

5.) Sonntags arbeiten ist für Handelsangestellte mit Kindern unzumutbar. Zuerst müssen Kinderbetreuungsplätze am Sonntag geschaffen werden. Aber es gibt nicht nur Alleinerzieher(innen) im Handel. Vielen Eltern wäre sogar geholfen, wenn einer (oder Verwandte) am Sonntag die Kinder übernehmen, man dafür aber unter der Woche Zeitausgleich erhält. In Dutzenden anderen Branchen ist Wochenendarbeit ja auch möglich.

6.) Wenn alle am Sonntag arbeiten, werden Privilegien (höherer Stundenlohn für Sonntag, Zeitausgleich) verschwinden, aber gerade im Handel verdient man wenig. Ja, dieses Argument lässt sich wirklich nicht ganz von der Hand weisen. Man könnte dem begegnen, wenn nur Geschäfte unter einer gewissen Quadratmeterzahl öffnen dürfen. Dann würden außerdem kleinere Betriebe und nicht nur riesige Ketten profitieren.

Mit jahrzehntelanger Verspätung werden irgendwann auch in Österreich Lokale rauchfrei und die Sonntagsöffnung Normalität sein. Sie löst sich ja gerade schleichend auf. In Tankstellen, Bahnhöfen, Bäckereien, Blumengeschäften und beim türkischen Greißler kann jeder schon jetzt selbstverständlich einkaufen. Das darf man ideologisch verteufeln, aufhalten wird man es nicht.