Meinung/Kommentare/Innenpolitik

SPÖ nimmt dritten Anlauf gegen Kurz

Nach zwei verlorenen Runden versucht die SPÖ, mit ihren Kernthemen wieder Terrain gutzumachen.

Dr. Daniela Kittner
über den spannenden Wahlkampf

Das Kräftemessen zwischen SPÖ und ÖVP sowie ihren beiden attraktiven Kanzlerkandidaten macht den laufenden Wahlkampf zum spannendsten in der jüngeren Geschichte des Landes.

Die ersten beiden Runden hat die SPÖ eindeutig verloren, doch die wichtigsten Phasen der Wahlkampagne stehen erst bevor.

In Runde I hatte die SPÖ gehofft, dass Sebastian Kurz für das Vom-Zaun-Brechen von Neuwahlen bestraft würde. Eingetreten ist das Gegenteil, die ÖVP ist nach dem Wechsel zu Kurz und dessen Neuwahl-Ansage in den Umfragen geradezu in die Höhe geschossen. Das Frühsommer-Match um den besseren Ausstieg aus der alten Koalition ging an den ÖVP-Chef.

In Runde II ließ sich die SPÖ auf einen Konkurrenzkampf in der Sicherheits- und Migrationspolitik ein und schickte in einem Akt offener Provokation Radpanzer an die Brennergrenze. Mit vorhersehbarem Ergebnis: Die SPÖ wird auch mit noch so lautem Säbelrasseln Kurz in dessen Kernkompetenz nicht schlagen. Die Juli-Runde endete folglich mit einem in den Seilen hängenden Kanzler, während Kurz seinen Vorsprung in den Umfragen de facto ohne Zutun(er ist auf Urlaub) festigte.

Heute wird mit dem Bundesparteirat der SPÖ Runde III eröffnet. Ab jetzt versuchen es die Sozialdemokraten mit der Rückbesinnung auf ihre Kernthemen Pensionen und Soziales, Arbeit und Umverteilung. Die Waffen stellt die SPÖ wieder in den Schrank. Symbolkraft hat die Rednerliste auf dem Parteirat: Neben Kern, der sich in den letzten Wochen als wenig trittsicher erwies, werden Instinkt-Politiker wie Michael Häupl und Andreas Schieder auftreten. Die SPÖ probiert nun, den Spieß umzudrehen und Kurz auf rote Kernkompetenzfelder zu locken. Kurz rechnet natürlich damit, und es wird spannend, mit welchem Schachzug er darauf reagiert.