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Sanierungsfall AKH

Kein Wunder, dass die Allerbesten unter den Jungen an renommiertere Unis ins Ausland flüchten.

Dr. Martina Salomon
über das AKH

Theoretisch könnte das Wiener AKH das beste Spital der Welt sein: Kein anderes Krankenhaus bietet ein so großes Leistungsspektrum und stellt den Patienten rund um die Uhr so viele Top-Mediziner zur Verfügung. Doch das Gebäude ist merklich in die Jahre gekommen, Jobs bleiben unbesetzt. Ein schleichender Niedergang hat eingesetzt.

Führende AKH-Ärzte beklagen das in einem offenen Brief. Sie fürchten, dass das nötige Geld in die neue Linzer Meduni fließen wird. Viel schwerer wiegt aber anderes: Die Stadt Wien lässt lieber sehr viel Geld in ihr neues Prestigeprojekt, das Krankenhaus Nord, fließen: Mittel, die dem AKH fehlen. Dessen Führungsspitze – sowohl im Spitalsbetrieb als auch an der Universität – ist so schwach wie seit Jahrzehnten unverändert. Das Betriebsklima gilt als verbesserungsfähig. Und allen ist klar, dass der Spagat zwischen Patientenversorgung und Uni-Betrieb auf Kosten der Forschung geht.

Für Jungärzte ist das AKH kein attraktiver Arbeitsplatz mehr. Sie verdienen hier weniger als anderswo, müssen sich aber für den AKH-Job alle fünf Jahre neu bewerben. Detail am Rande: Die unverzichtbare Weiterbildung auf Kongressen, früher auf Einladung der Pharmaindustrie, muss nun aus privater Tasche bezahlt werden. Die MedUni sollte für Jungforscher einspringen, kann es aus Geldmangel aber nicht. Die Turnusausbildung ist, nebenbei bemerkt, in ganz Österreich desaströs, in Deutschland funktioniert sie schneller und besser. Kein Wunder, dass die Allerbesten unter den Jungen an renommiertere Unis ins Ausland flüchten.

Das AKH ist noch immer in vielen Bereichen, etwa bei Transplantationschirurgie oder Onkologie, Weltklasse. Aber diese Position wird aufs Spiel gesetzt. Es ist ein Armutszeugnis der Gesundheitspolitik in Stadt und Land, dass niemand daran interessiert ist, den einstigen Weltruf der „Wiener Medizinischen Schule“ wiederherzustellen.