Mit Hammer & Sichel gegen den Pizzakanzler
Von Josef Votzi
Warum behandeln uns Parteisekretäre noch immer wie Deppen, denen man alles reindrücken kann?
über das Anti-Kern-Pamphlet der ÖVP
Wussten Sie, dass kürzlich in St. Pölten "die vier Abgeordneten der Grünen ein Verbot von feuchten Toilettentüchern verlangt haben"? Der durchschnittliche Staatsbürger sagt: Nein! Und kann damit auch gut leben – es sei denn, er ist Wahlkampfmanager der ÖVP. Denn für Werner Amon ist das ein schlagender Beweis, "was droht", wenn Rot-Grün regiert: "Die Verstaatlichung des Privatlebens." Rot-Grün ist derzeit in etwa so wahrscheinlich wie die Gefahr, dass die schwarze Mehrheit vor dem geplanten Anschlag auf Feuchttücher auf Toiletten in Niederösterreich kapituliert hätte. Für die ÖVP war es Grund genug, Vorboten der "linken Wende" wie diese dringend unter die Leute zu bringen.
Wer sich da noch nicht kopfschüttelnd abwendet, sondern wissen will, warum uns Parteisekretäre in Götterdämmerungszeiten noch immer wie Deppen behandeln, denen man alles reindrücken könne: Primitivste Untergriffe sind aus Wahlkämpfen sattsam geläufig. Total neu ist, dass schon eineinhalb Jahre vorm Wahltermin eine Regierungspartei Hammer und Sichel aus der Mottenkiste holt, um auf die andere einzudreschen. Liegen nun endgültig Neuwahlen in der Luft? Eher im Gegenteil!
Die Begründung dafür mutet ähnlich verquer an, wie die Anti-Kern-Fibel: Hammer und Sichel ließ der noch amtierende ÖVP-Chef auspacken. Dieser sieht keinen Grund, Sebastian Kurz schon jetzt das Feld zu überlassen. Er glaubt aber – um noch länger Parteichef bleiben zu dürfen – dringend alle internen Kritiker ruhigstellen zu müssen, die raunen: Kern serviert dem Wahlvolk bereits Pizzas und die ÖVP schaut tatenlos zu. Das ist im frühwinterlichen Frühling 2017 die real existierende Innenpolitik. Gottlob, dass es im ganzen Land noch reichlich Feuchttücher gibt.