Mehr Kindergärten sind nicht genug
Von Maria Kern
Mehr Nachwuchs wird es nur geben, wenn die Arbeitswelt flexibler und familienfreundlicher wird
über den Nachwuchs
Zwei Kinder, das wünschen sich zwei Drittel der Österreicher. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Geburtenrate liegt bei 1,4 Kindern pro Frau.
Für die Diskrepanz gibt es mehrere Gründe. Zentral ist die Partnerschaft. Das zeigte kürzlich eine Studie. Eine Erkenntnis daraus lautet: Frauen wollen vor allem dann ein zweites (oder drittes Kind), wenn sie von den Männern ausreichend unterstützt werden. Da hakt es aber nach wie vor gewaltig. Um Kinder und Haushalt kümmern sich auch anno 2014 primär die Mütter. Das allein den Männern anzulasten, wäre unfair. Gäbe es etwa genügend und qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsplätze, würden vor allem Frauen entlastet. Das allein reicht freilich nicht aus, um die Lust auf Kinder zu steigern.
Da muss sich auch in der Arbeitswelt einiges ändern. Papa geht arbeiten, Mama bleibt daheim – das ist ein Retro-Programm, das zu Recht immer weniger Paare abspulen wollen. Job und Familie müssen kompatibel sein.
Dass Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern immer öfter erwarten, flexibel zu sein, ist nachvollziehbar. Wünschenswert ist, dass es umgekehrt genauso funktioniert. Der männliche Mitarbeiter könnte z. B. zwei Mal die Woche früher heimgehen, um den Nachwuchs von Kindergarten oder Hort abzuholen – und an drei Tagen länger arbeiten. Oder ein Projekt zwischen 20 und 22 Uhr daheim finalisieren. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Lohnen würden sich kreative Modelle für alle: Frauen könnten mehr Zeit im Job verbringen, Männer sich intensiver ihren Kids widmen – und Unternehmer hätten zufriedenere Mitarbeiter. Die sind loyaler, motivierter und produktiver. Das ist kein Wunschbild, sondern wissenschaftlich nachgewiesen Wirklichkeit.