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Die Städte haben ein Bettlerproblem

Die Städte haben ein Bettlerproblem

Dr. Martina Salomon
über Bettlertourismus

Ihre Zahl ist in den letzten Jahren förmlich explodiert, sie sitzen vor fast jedem Lebensmittel-Laden und murmeln ihre immer gleichen Sprüche: "Guten Tag. Dankeschön." Meist kommen diese "Notreisenden", wie sie neuerdings bezeichnet werden, aus Ländern wie Bulgarien und Rumänien, sehr oft sind es Roma. Die heimische Politik tut sich schwer, einen vernünftigen Weg zwischen dumpfem Ressentiment und blindem Gutmenschentum zu finden, hilflos werden partielle Bettelverbote diskutiert.

Natürlich gibt es ein Menschenrecht auf Betteln. Andererseits fördert man mit seiner milden Gabe ziemlich häufig skrupellose Geschäftemacher, die ihre Landsleute ausbeuten und in den Herkunftsländern gezielt Behinderte (am liebsten Kinder) anwerben. Die, die da mitleidheischend vor uns sitzen, sind oft nur Marionetten mafioser Auftraggeber. Diese weisen ihnen fixe Standplätze zu und kassieren sie für miese Unterkünfte ab.

Gewerbsmäßiges Betteln ist zwar ohnehin verboten, aber wer ist ein "ehrlicher" Bettler und wer nicht? Und was erzählt man als Politiker seinem Wahlvolk? Denn es ist klar, dass die wohlhabenden EU-Länder (und karitative Einrichtungen) einen steigenden Anteil ihrer Sozialtöpfe für Armutsmigranten aufwenden. Das wieder stark zurückzudrängen ist in einem grenzenlosen Europa schwierig. Beschwichtigen, Schönreden und Wegschauen ist aber auch kein Rezept. Das Armutsproblem muss dort gelöst werden, wo es entstanden ist: in den Herkunftsländern. Gegen den Bettlertourismus helfen nur grenzüberschreitende (Sicherheits-)Zusammenarbeit und eine Politik, die sich nicht von Emotionen lenken lässt. Weder in die eine, noch in die andere Richtung..