Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Beim Programm zu sparen, ist stets falsch

Wo bleiben die Reformen? Wo die Zukunftskonzepte?

Gert Korentschnig
über den ORF

Schon vor der Programmpräsentation am Mittwochabend verriet ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner, was es in Zukunft alles nicht mehr geben werde, etwa einige Folgen der Polit-Satire „Die Staatskünstler“. Und falls nach der Wahl nicht wieder eine Gebührenrefundierung kommt, würden 15 Millionen Euro bei Filmen und Serien sowie bis zu drei Millionen bei Dokus eingespart werden.

Kürzungen beim Programm, noch dazu bei österreichischen Produktionen – das widerspricht massiv dem Kernauftrag des ORF. Anzulasten ist das aber weniger der Fernsehchefin, die Vorgaben erfüllt, sondern einer im ORF immer noch vorherrschenden Maxime: Lieber verzichtet man auf Inhalte, als an den Grundfesten zu rütteln, wie an der Technik oder an den Landesstudios. Man verlangt Zusatzmillionen, statt die Strukturen nachhaltig zu verändern. Auch von einer großen ORF-Reform, wie sie Kanzler Faymann im KURIER angekündigt hatte, ist vorerst noch nichts zu bemerken.

Die meisten Parteien haben das Spiel durchschaut und sehen die Androhung weiterer Kürzungen als reines Druckmittel (siehe Seite 26). Qualität wird Polit-Manövern geopfert. Die SPÖ hingegen schweigt dazu, war sie es doch, die einst Alexander Wrabetz zum ORF-Generaldirektor gemacht hatte. Dazu passt, dass bisher zugeschaut wurde, wie Radiochef Karl Amon seine Finanzziele zu verfehlen droht – auch er gilt als SPÖ-nahe.

Nun verlangt kein vernünftiger Mensch, das Radiosymphonieorchester zu Tode zu sparen. Aber es ist traurig, wie sehr Taktiererei Inhalte überlagert. Dabei käme es gerade in schwierigen Zeiten darauf an, diese zu stärken. Ein unwürdiges Schauspiel für ein Kulturland.