Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Kanzler-Zweikampf wird zum Keller-Duell

Der Fight um Platz 1 ist ein Zweikampf auf niedrigem Niveau.

Josef Votzi
über die verbleibenden Wahlkampfwochen

Morgen werden die Karten in Salzburg neu gemischt. Der Fight um Platz 1 ist ein Zweikampf auf niedrigem Niveau – ein Duell der Verlierer. Denn die Gier, am globalen Casino-Tisch mit Steuergeld mitzuzocken, trug mehr als ein Jahrzehnt einvernehmlich rouge et noir. Erst fünf nach zwölf griff Salzburgs ÖVP-Chef Wilfried Haslauer zur Notbremse und schrie „Haltet den Dieb“. Ob die Wähler eher der roten Landeshauptfrau die Tränen der Reue abnehmen oder doch den Zorn des Getäuschten ihres schwarzen Vize für glaubwürdiger halten, werden wir Sonntagabend wissen.

Mit dem politischen Schluss-Akt im Salzburger Finanzskandal ist das große Wahltheater im Bund endgültig eröffnet. Verteidigt Burgstaller die rote Festung, steht es nach vier Wahlgängen im innerkoalitionären Match 2:2. Die SPÖ könnte einen Wahlsieg in Kärnten und Salzburg, die ÖVP in Niederösterreich und Tirol auf der Habenseite buchen. Schafft es Haslauer nach knapp einem Jahrzehnt, das rote Salzburg wieder zu drehen, steht es 3:1 für Schwarz – und Michael Spindelegger wird lauter denn je das Jahr der ÖVP ausrufen.

Wie melodramatisch auch immer in den verbleibenden 20 Wahlkampfwochen Rot & Schwarz ein Kanzler-Duell zwischen Faymann und Spindelegger ausloben – die Wahl der Wahlkampfwaffen wird dosiert werden, um die eigenen Reihen ausreichend zu mobilisieren. Zum Shout-out zwischen Rot und Schwarz wird es nicht kommen. Denn sofern es sich ausgeht, werden Werner Faymann und Michael Spindelegger auch die nächsten fünf Jahre gemeinsam am Regierungstisch sitzen.

Die Abstiegs-Angst geht um

Wirklich brutal zu werden droht nicht das Kanzler-, sondern das Keller-Duell – der Kampf um die hintersten Plätze in der Wählergunst. Heinz-Christian Strache hat mit Frank Stronach erstmals einen ernsthaften Herausforderer, der im gleichen Wählerteich fischt. Beim zentralen Wahlkampfthema EU glichen sich bisher auch die Positionen bis auf den Euro-Cent.

Jetzt outriert der FPÖ-Chef aus purer Abstiegsangst. Nach drei Wahlniederlagen in Serie ruft Strache diese Woche im KURIER-Interview die Nationalratswahl zur „Volksabstimmung über den Euro“ aus und will über „die Rückkehr zum Schilling“ reden. Die Rückkehr zum Schilling wäre, vielfach belegt, der sichere Weg ins Desaster.

Die Stimmungsmache gegen den Euro trifft dennoch auf einen zunehmend größeren Resonanzboden. Europaweit geht längst die Angst vorm sozialen Abstieg um. Die Krise klopft erstmals hörbar auch an der österreichischen Haustür: Fast zweistellig steigende Arbeitslosen-Zahlen, Einbrüche bei den Unternehmens-Ergebnissen und zunehmende Abwanderung von Betrieben.

Wer am Ende das entscheidende Kanzler-Duell gewinnen will, wird auf diese existenziellen Fragen der Wähler eine glaubwürdige Antwort haben müssen.

Heinz-Christian Strache & Frank Stronach bleibt dann nur, sich endgültig auszumachen, wer in der Keller-Liga als Verlierer vom Platz geht.