Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Hurra, wir sind mittel

Theoretisch sind wir super, faktisch aber leider nur mittel.

Dr. Martina Salomon
über Österreich

Es gibt sie, die guten Nachrichten: Gerade erst gestern vermeldeten Forscher der Linzer Kepler Universität einen Durchbruch bei der Messung von Molekülen. Die heimische Physik (aber auch Krebsforschung oder Mathematik) ist hervorragend. Wer die Wirtschaftsuni Wien besucht, erlebt einen der innovativsten Plätze der Stadt. Und die Zahl der Patentanmeldungen ist 2013 gestiegen.

Dennoch verliert Österreich in Wirtschaftsrankings schleichend Ränge – und verspielt damit Zukunftspotenzial, wie eine ebenfalls gestern veröffentlichte Deloitte-Studie meldete. Zeitgleich zeigte das "Times Higher Education World Reputation Ranking" wieder einmal, dass wir in diesem Bereich wenig zu melden haben: Zum dritten Mal in Folge findet sich keine heimische Hochschule unter den besten 100. Was klar ist, denn die Eliteinstitute haben deutlich mehr Geld dank hoher Studiengebühren und selektieren ihre Hörer, sekkieren sie aber danach nicht mehr. Es gibt hohe Berührungsängste zwischen Forschung und Wirtschaft – und eine nicht immer intakte Gesprächsbasis zwischen Wirtschaft und Politik.

Das Augenmerk der Politik war in den letzten Jahren eben anderswo, etwa bei der Hacklerpension – erstaunlicherweise wiederholt Deutschland diesen Fehler gerade. Man macht sich in Österreich prinzipiell mehr Gedanken darüber, Leistungsschwäche zu entschuldigen, als sie zu beseitigen. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, reagiert man darauf mit mehr statt weniger Bürokratie. Man verschreckt Firmen, die sich hier ansiedeln könnten, mit mangelnder Steuersicherheit und komplizierten Auflagen für hoch qualifizierte Zuwanderer.

Daher keimt ein schrecklicher Verdacht auf: Wir haben zwar gut funktionierende Unternehmen, aber einen ineffizienten Staat. Bei der Bewältigung der Hypo-Krise ließ sich das gerade gut studieren.Theoretisch sind wir super, faktisch aber leider nur mittel.